Allgemeines
Thrombozytopenie (oder kurz Thrombopenie) bedeutet Mangel an Blutplättchen. Die Zahl der Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut liegt dabei unter 150.000/µl im peripheren Blut. Bei einer erheblichen Verminderung der Thrombozytenzahl, meist deutlich unter 15.000/µl, kommt es zu einer spontanen Blutungsneigung, typischerweise zunächst als kleine Blutpunkte in der Haut und den Schleimhäuten (Petechien) erkennbar. Dies wird als thrombozytopenische Purpura bezeichnet. Die häufigste Ursache ist eine Immunthrombozytopenie (ITP).
Ursachen
Grundsätzlich können einer Thrombozytopenie folgende Ursachen zugrunde liegen:
– eine Bildungsstörung der Blutplättchen im Knochenmark,
– ein beschleunigter Verbrauch (z. B. im Rahmen einer Verbrauchskoagulopathie),
– eine Verteilungsstörung,
– eine Pseudothrombopenie (Artefakt durch Aggregation von Thrombozyten in der Zählkammer).
Krankheiten mit Thrombozytopenie, Differenzialdiagnosen
- Leberzirrhose mit portaler Hypertension: Die niedrige Plättchenzahl ist in diesem Fall nicht nur durch einen vermehrten Abbau in der Milz bedingt, sondern auch durch einen Mangel an Thrombozytenwachstumsfaktor. Dies erklärt, dass die Thrombozytopenie nach Splenektomie (operative Entfernung der Milz) oft bestehen bleibt.
- Knochenmarkserkrankungen: Verdrängung normaler Blutbildung durch eine Tumorinfiltration, chronische Leukosen, Lymphome, myelodysplastisches Syndrom,
- Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH); in etwa 30 % PNH-Panmyelopathie,
- Pseudothrombopenie bei Aggregatbildungen durch Abnahme des Bluts im EDTA-Röhrchen (Kontrolle mit Zitratblut),
- Heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT Typen 1 und 2, siehe hier),
- medikamenteninduzierte Immunthrombozytopenie: z. B. durch Zytostatikatherapie, Antibiotika, Antidiabetika, Antiepileptika, Diuretika u. a.
- Immunthrombozytopenie, (Morbus Werlhof, idiopathische thrombozytopenische Purpura, ITP), bedingt durch Autoantikörper (Antiplättchen-Antikörper), die auch die Megakaryozyten des Knochenmarks angreifen. Eine Behandlung durch Splenektomie führt in bis zu 80 % zu einem ausreichenden Anstieg der Blutplättchen. 1
- Verbrauchskoagulopathie: Sie tritt bei einer disseminierten intravasalen Gerinnung auf, oft bei einer Sepsis. Hinweise liefern die Laborwerte: D-Dimere (erhöht), Prothrombinzeit (verlängert). 2
Thrombozytopenie in der Schwangerschaft
Eine Thrombozytenerniedrigung in der Schwangerschaft ist mit 5 – 10 % relativ häufig 3 und gilt in den meisten Fällen als harmlos (ohne Konsequenzen für Mutter und Kind).
Die Gestationsthrombozytopenie tritt meistens relativ früh auf und kann auch mit einer ITP (Immunthrombozytopenie) kombiniert sein. Vielfach werden erst Werte unter 100.000/µl als Anlass für eine Entbindung durch Kaiserschnitt gesehen. 4 Eine begleitende ITP kann durch Prednisolon und intravenöse Immunglobuline günstig beeinflusst werden. 5
Diagnostik
Die Ursachensuche beinhaltet in erster Linie den klinischen Befund (Fieber? Hauterscheinungen? Schmerzen?) und Laborwerte (Blutbild, Entzündungswerte, Autoimmunparameter), eine bildgebende Diagnostik (Sonographie, CT, MRT) auf z. B. Tumore und je nach Befunden eine Knochenmarkuntersuchung 6. Ziel ist die Klärung der o. g. Differenzialdiagnosen.
Verweise
Weiteres
- Rom J Intern Med. 2019 Dec 1;57(4):273-283. DOI: 10.2478/rjim-2019-0014. [↩]
- J Clin Med. 2022 Feb 16;11(4):1028. DOI: 10.3390/jcm11041028[↩]
- J Obstet Gynaecol. (2016) 36(2):146–52[↩]
- Front Surg. 2022 Apr 6;9:799826. doi: 10.3389/fsurg.2022.799826[↩]
- Ther Adv Hematol. 2022 Apr 29;13:20406207221095226. DOI: 10.1177/20406207221095226[↩]
- Platelets. 2020;31(3):285-290. doi: 10.1080/09537104.2019.1637835[↩]
