Morbus Crohn und Schwangerschaft

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Morbus Crohn und Schwangerschaft müssen sich nicht ausschließen. Beste Voraussetzung für eine unkomplizierte Schwangerschaft ist ein niedriger Aktivitätsgrad. Daher sollte eine gute Vorbereitung getroffen und bei einer Familienplanung der behandelnde Arzt frühzeitig einbezogen werden. Einige wirksame Medikamente sind auch während Schwangerschaft und Stillzeit einsetzbar. Das Risiko einer zu frühen Geburt, eines etwas zu kleinen Kindes und einer Kaiserschnittentbindung ist etwas erhöht, nicht dagegen das einer Fehlbildung des Kindes. (1)Obstet Med. 2021 Mar;14(1):4-11. doi: 10.1177/1753495X20919214

Morbus Crohn – einfach erklärt


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Allgemeines

Der Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmkrankheit, die alle Abschnitte des Magendarmtrakts betreffen und zu einer Reihe von schwerwiegenden Komplikationen führen kann. Menschen mit dieser Krankheit bedürfen einer intensiven Therapie, die sich praktisch über das ganze Leben hinzieht. Da der Erkrankungsbeginn in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter liegt, sind auch Frauen im gebärfähigen Alter betroffen. Die meisten Frauen haben eine vergleichbare Fertilität (Fruchtbarkeit) wie nicht betroffene Frauen; sie ist nur bei aktiver Erkrankung eingeschränkt. (Bei Männern unter Sulfasalazin-Therapie kann die Fertilität reduziert sein.) Das Risiko für Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht ist etwas erhöht, nicht jedoch für angeborene Anomalien. (2)Therap Adv Gastroenterol. 2021 May 18;14:17562848211016242. DOI: 10.1177/17562848211016242

Inzwischen gibt es eine Reihe von Erkenntnissen bezüglich der Auswirkung des Morbus Crohn auf die Schwangerschaft und umgekehrt der Schwangerschaft auf den Verlauf des Morbus Crohn.  Man kennt inzwischen Möglichkeiten, die Notwendigkeit und das Risiko einer medikamentösen Therapie bei aktiver und nicht aktiver Erkrankung zu vermindern.

Wechselseitige Auswirkungen von Schwangerschaft und Morbus Crohn

Der Verlauf der Crohn-Erkrankung wird durch die Schwangerschaft nicht wesentlich verändert. (3)Scand J Gastroenterol. 1984 Sep; 19(6):724-32

Frauen in einer ruhenden Phase des Morbus Crohn haben die gleiche Chance einer unkomplizierten Schwangerschaft und normalen Geburt wie Frauen ohne die Erkrankung. (4)World J Gastroenterol. 2011 Jun 14;17(22):2696-701

Eine aktive Erkrankung zum Zeitpunkt der Konzeption oder eine Reaktivierung im Laufe der Schwangerschaft erhöht jedoch das Risiko einer vorzeitigen Geburt (vor der 37. Woche). Eine besonders enge Überwachung während der letzten 3 Monate ist unbedingt empfehlenswert. (5)Gastroenterology. 1990 Oct;99(4):987-94

Behandlung während Schwangerschaft und Stillzeit

Wenn der Morbus Crohn während einer Schwangerschaft aktiv ist, können Aminosalizylate (z. B. Mesalazin) und Thiopurine (wie Azathioprin) therapeutisch eingesetzt werden; sie werden als sicher eingestuft. (6)Expert Opin Drug Saf. 2021 Mar;20(3):275-292. DOI: 10.1080/14740338.2021.1873948

Kortisonpräparate wie z. B. Prednisolon gelten in der Schwangerschaft ebenfalls als sicher. (7)Teratology. 2000 Dec; 62(6):385-92 (8)Gut. 2011 Feb; 60(2):198-203 (9)Am J Gastroenterol. 2013 Sep; 108(9):1426-38

Methotrexat ist wegen seiner Antifolat-Wirkung während der Schwangerschaft dagegen streng kontraindiziert. (10)J Crohns Colitis. 2010 Feb;4(1):63-101

Biologika sind differenziert zu betrachten: Anti-TNF-Medikamente (Infliximab, Adalimumab) sowie Ustekinumab und Vedulizumab werden in Schwangerschaft und Stillzeit als sicher betrachtet. Tofacitinib dagegen wirkt im Tierversuch teratogen und wird vermieden. (11)Expert Opin Drug Saf. 2021 Mar;20(3):275-292. DOI: 10.1080/14740338.2021.1873948 Für Infliximab und Adalimumab wurde festgestellt, dass sie in den ersten 2 Trimestern sicher sind, aber im 3. Trimester die Plazenta passieren können. (12)World J Gastroenterol. 2012 Jun 7;18(21):2600-8. doi: 10.3748/wjg.v18.i21.2600 Sie werden dennoch als unproblematisch angesehen (s. o. (13)Expert Opin Drug Saf. 2021 Mar;20(3):275-292. DOI: 10.1080/14740338.2021.1873948 )

Was anzuraten wäre

Es wird aus der Evidenz der bisher vorliegenden Studien geschlossen, dass eine bereits eingeleitete Therapie des Morbus Crohn nicht abgebrochen werden sollte, und dass die Gefahr für die Schwangerschaft durch die Therapie geringer einzuschätzen ist, als diejenige durch eine Verschlechterung der Crohn-Aktivität. (14)Int J Womens Health. 2013 Oct 18;5:681-688

Während der Schwangerschaft ist Frauen unbedingt anzuraten, nicht zu rauchen und vegetarische oder zumindest halbvegetarische Kost zu sich zu nehmen.

Verweise

 

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur[+]