Bauchschmerzen gehören zu den vieldeutigen Symptomen. Sie sind ein potenzielles Alarmsymptom und sollten rasch abgeklärt werden, auch wenn ihnen in vielen Fällen eine harmlose Ursache zugrunde liegt.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste verständlich
Kurzgefasst |
Bauchschmerzen sind außerordentlich vieldeutig. Als Ursachen kommen in Frage:
→ Zu den Schmerzursachen siehe hier. Wegen der Vielfalt der Ursachen, sind bei der Ursachensuche eine Reihe von Hinweise zu berücksichtigen. Dazu gehören
Technische Untersuchungen grenzen die Ursachen ein. Vorrangige Bedeutung haben endoskopische und bildgebende Verfahren. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. |
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Schmerztypen
- Viszeraler Schmerz: krampf- oder kolikartig, schlecht lokalisierbar, weiche Bauchdecken, keine Abwehrspannung, ausgehend von Hohlorgan durch rasche Dehnung oder durch muskuläre Verkrampfung bzw. Kontraktionen (Gallenblase, Darm), Versuch der Schmerzlinderung durch Lageänderung (Herumwälzen)
- Parietaler Schmerz (somatischer Schmerz): lang anhaltend, relativ gut lokalisierbar, Abwehr bei Beklopfen der Bauchdecke, Loslassschmerz, ausgehend vom Peritoneum (lokale oder diffuse Peritonitis), bewegungslose Schonhaltung
Schmerzursachen
Akute Abdominalschmerzen
Heftigste akute Schmerzen im Bauchraum werden oft als “akutes Abdomen” bezeichnet, wenn eine chirurgische Intervention zur Klärung und Behandlung zur Diskussion steht. Ein großer Teil der Ursachen ist jedoch “nicht chirurgisch”.
Um einerseits eine Operationsindikation nicht zu übersehen und andererseits unnötige Operationen (wie bei einer akuten Porphyrie oder der Pseudoperitonitis diabetica) zu vermeiden, wird in der Regel ein interdisziplinäres Konsil angestrebt.
Wichtige Ursachen nach Häufigkeit:
- Heftige Blähungsbeschwerden: bedingt durch eine starke Dehnung eines Darmabschnitts durch Darmgase, die nicht abtransportiert werden (z. B. durch eine Abknickung, meist gutartig, löst sich oft wieder bei körperlicher Bewegung, bei häufig wiederkehrenden oder andauernden Schmerzen Diagnostik angezeigt, siehe hier),
- Appendizitis (“Blinddarmentzündung”, parietaler Schmerz),
- Akute Cholezystitis (Gallenblasenentzündung, parietaler Schmerz),
- Hinterwandinfarkt des Herzens (viszeraler Schmerz),
- Divertikulitis (parietaler Schmerz),
- Abdominelle Hernie (Eingeweidehernie; anfangs parietaler Schmerz, bei Einklemmung und Gangrän des Bruchinhalts viszeraler Schmerz),
- Ileus und Subileus (vollständiger und unvollständiger Darmverschluss) mit Beeinträchtigung der Darmperistaltik, z. B. bei Lumenverengungen, z. B. bei Morbus Crohn oder Darmabknickungen durch Briden. Bei vollständigem Darmverschluss anfangs viszeraler, später bei zusätzlicher peritonitischer Reizung parietaler Schmerz.
- Perforation (Durchbruch) eines Magen- oder Duodenalulkus (parietaler Schmerz),
- Peritonitis (Bauchfellentzündung, parietaler Schmerz),
- Akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung, parietaler Schmerz, gummiartige Abwehrspannung),
- Mesenterialinfarkt (Durchblutungsstörung des Darms, viszeraler Schmerz),
- Gynäkologische Ursachen (viszeraler Schmerz bei stielgedrehter Ovarialzyste, Mittelschmerz, Dysmenorrhoe, Extrauteringravidität; parietaler Schmerz bei zusätzlicher peritonitischer Reizung, Adnexitis), Harnleiterkonkrement (viszeraler Schmerz),
- Akuter Leberkapselspannungsschmerz bei akuter Stauungsleber (z. B. durch Lungenembolie) oder akuter Hepatitis (viszeraler Schmerz).
Seltenere Ursachen (Auswahl):
- Pseudoperitonitis diabetica,
- familiäres Mittelmeerfieber,
- Porphyrie,
- Fruktoseintoleranz,
- basale Pleuritis,
- Milzinfarkt,
- Niereninfarkt,
- inkarzerierte Hernie,
- retroperitoneales Hämatom (Blutung ins Gewebe hinter dem Bauchraum),
- Aneurysma dissecans,
- toxisches Megakolon,
- akute Pseudoobstruktion des Darms mit starker Dehnung der Darmwand.
Chronische rezidivierende Schmerzen
Wichtige Ursachen (nach Organzuordnung):
- Erkrankung des oberen Gastrointestinaltrakts (Ösophagitis, Refluxkrankheit, Gastritis, Ulkusleiden, Magenausgangsstenose) (siehe auch unter Magenschmerzen)
- Pankreaserkrankungen (Pankreatitis, Pankreaskarzinom, Pankreaspseudozyste, Stenose der Pankreaspapille, Sphincter-Oddi-Dysfunktion)
- Lebererkrankung (Stauungsleber, rezidivierende Cholangitis)
- Dünndarm (Stenose durch Tumor oder bei Morbus Crohn, Durchblutungsstörung bei Mesenterialarteriensklerose)
- Dickdarm (Colon irritabile, Stenose durch Tumor, chronische Appendizitis)
- Gynäkologische Ursachen (Dysmenorrhoe, Extrauteringravidität, Adnexitis, Endometritis, Zystitis)
- Urologische Ursachen (Steinleiden, Infektionen)
- Bauchdeckenschmerz (Einblutung, Abszess, Hernie)
- Ohne organische Ursache: Porphyrie, Hyperlipidämie, Bleiintoxikation, Nahrungsmittelallergie, funktionelle Störung (Dyspepsie, Reizdarm, Nahrungsmittelunverträglichkeit), erheblicher Meteorismus, Laktoseintoleranz
Diagnostik
Führend sind Anamnese und körperlicher Untersuchungsbefund.
Anamnese
Zu klären ist: wann, wo, wie lange, wie stark, wobei aufgetreten, wodurch gelindert, Abhängigkeit von Nahrungsaufnahme bzw. von bestimmten Nahrungsmitteln, vom Stuhlgang, von Blähungen oder von der Körperlage.
Körperlicher Untersuchungsbefund
Zu klären ist, ob eine akute Notfallsituation vorliegt. Von Bedeutung sind Lokalisation und Ausstrahlung, Heftigkeit, Zeichen eines parietalen oder viszeralen Schmerzes, Resistenz im Bauchraum bei Palpation, Darmgeräusche, Gefäßgeräusche, Bruch (Hernie: eingeklemmt?)
Zusätzliche technische Untersuchungen
Technische Untersuchungen umfassen je nach Verdachtsdiagnose: Laborwerte, Sonographie des Bauchraums, Endoskopie, Röntgenuntersuchungen, Computertomographie (CT) der Leber, ERCP, MRCP, Laparoskopie, Angiographie
Therapie
Für die unterschiedlichen Ursachen von Bauchschmerzen sind ganz unterschiedliche Behandlungsmethoden zu wählen. Grundlage ist daher eine genaue Diagnostik.
Schmerzmittel (Analgetika) sollten erst nach bewusster Registrierung von Lokalisation und Stärke der Schmerzen und des Schmerztyps (viszeraler oder parietaler Schmerz?) angewendet werden. Ihre Wirkung kann eine spätere Diagnostik behindern und die Dringlichkeit einer eventuellen Intervention (z. B. Operation) falsch einschätzen lassen.
Zu beachten: Bei heftigsten Bauchschmerzen, die zu einer stationären Einweisung führen, kann eine parenterale Flüssigkeitszufuhr erforderlich sein. Wenn sie Fruktose enthält, können sich im Fall einer hereditären Fruktoseintoleranz die Bauchschmerzen unerträglich steigern und Unterzuckerungen mit Krämpfen und Bewusstlosigkeit ausgelöst werden! Daher sollte bei ungeklärten heftigen Bauchschmerzen, solange keine fruktosehaltigen Lösungen verabreicht werden, bis eine hereditäre Fruktoseintoleranz ausgeschlossen ist.
→ Zur Therapie im Einzelnen siehe unter den verschiedenen Diagnosen.
→ Zu Schmerzmitteln siehe hier.
Verweise
Patienteninfos