Freie Leichtketten

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Allgemeines

Freie Leichtketten werden bestimmt, wenn der Verdacht auf eine Erkrankung des Immunsystems besteht. Es sind Proteinbestandteile, die bei der Bildung von Immunglobulinen durch Plasmazellen entstehen.

Die Immunglobuline sind Bestandteile des Abwehrsystems des Körpers. Sie werden von Plasmazellen des Immunsystems gebildet und ermöglichen eine sofortige Abwehr von toxischem und infektiösem Fremdmaterial. Sie bestehen aus miteinander verbundenen langen und kurzen Aminosäureketten: leichte und schwere Ketten (light und heavy chains, L und H-Ketten, in Bild rot und blau). Normalerweise werden sie in etwa gleichem Verhältnis gebildet, sodass intakte Immunglobuline ohne wesentlichen Überschuss von einem der beiden Bestandteilen gebildet werden. Die L-Ketten (im Bild rot) lassen sich in 2 Typen untergliedern, die Kappa- (κ) bzw. Lambda- (λ) Ketten. Bei einer Entartung der Plasmazellen, bei der die Kontrolle über die zu produzierende Menge an den einzelnen Bestandteilen der Immunglobuline verloren geht, können L-Ketten überproportional gebildet werden. Sie werden als Tumormarker zur Diagnostik und Verlaufskontrolle dieser entarteten Zellklone verwendet. 1 2

Referenzbereiche

Normbereich bei Erwachsenen im Serum:

  • Leichtketten Typ Kappa: 3,3 – 19,4 mg/l
  • Leichtketten Typ Lambda: 5,7 – 26,3 mg/l
  • Leichtketten Quotient Kappa/Lambda: 0,26 – 1,65

Normbereich bei Erwachsenen Urin:

  • Leichtketten Typ Kappa: 0,39 – 15,1 mg/l
  • Leichtketten Typ Lambda: 0,81 – 10,1 mg/l
  • Leichtketten Quotient Kappa/Lambda: 0,46 – 4,00

Referenzbereich Informations-Quelle (Klinische Chemie)

Erhöhte Werte

Sie sind ein Hinweis auf eine monoklonale Gammopathie und damit auf einen Plasmazellklon der sich unkontrolliert vermehrt. Differenzialdiagnostisch kommen eine gutartige Gammopathie und ein multiples Myelom in Betracht.

Eine Überproduktion von Leichtketten ist im Rahmen einer vermehrten Bildung von Immunglobulinen möglich. In diesem Fall ist in der Elektrophorese ein schmalbasiger Peak zu erkennen. In etwa ¼ der Fälle findet sich auch eine alleinige Leichtkettenproduktion; in diesem Fall fehlt ein besonderer Extrapeak in der Elektrophorese.

Erhöhen sich beide Typen von freien Leichtketten (Kappa und Lambda), wobei der Wert des Kappa/Lambda-Quotienten gleich bleibt, so ist dies kein Hinweis auf eine monoklonale Gammopathie. Dieses Phänomen kann beispielsweise bei einer Niereninsuffizienz auftreten. In diesem Fall ist die Ausscheidung der freien Leichtketten durch die Nieren erniedrigt und deren Konzentration im Serum steigt dadurch gleichmäßig an.

Nachweis im Nervenwasser (Liquor)

Freie Leichtketten, insbesondere Kappa-L-Ketten, erweisen sich als Marker für intrathekal (im Hirnwasser) produzierte Immunglobuline bei Entzündungen des zentralen Nervensystems, wie der multiplen Sklerose. 3 4 5

Monoklonale Gammopathien

Erniedrigte Werte

Erniedrigte Werte haben im Allgemeinen keine pathologische Bedeutung.

Siehe auch


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Hinweis

Die angegebenen Referenzwerte entstammen der medizinischen Fachliteratur und sind von der Bestimmungsmethode abhängig. Es gelten die jeweils vom Labor angegebenen Grenzwerte. Die Interpretation der Werte ist ohne Kenntnis des Krankheitsprozesses und seines Verlaufs nicht zuverlässig möglich. Sie ist Sache des behandelnden Arztes.

 

 

Referenzen

  1. Scand J Clin Lab Invest Suppl. 2016;245:S113-8. DOI: 10.1080/00365513.2016.1210337.[]
  2. Ann Biol Clin (Paris). 2016 Oct 1;74(5):597-605. English. DOI: 10.1684/abc.2016.1180.[]
  3. Cells. 2021 Nov 6;10(11):3056. DOI: 10.3390/cells10113056.[]
  4. Diagnostics (Basel). 2019 Nov 16;9(4):194. doi: 10.3390/diagnostics9040194. []
  5. DOI: 10.3390/diagnostics9040194[]