Zimt (engl.: cinnamon) ist ein ursprünglich ostasiatisches Gewürz, das aus getrockneter Rinde des Ceylon-Zimtbaums (Cinnamomum verum). In der Küche findet er in Form von Zimtpulver oder Zimtstangen vielfache Verwendung, beispielsweise für Zimtgebäck, „Zimt und Zucker“ (auf Pfannekuchen oder Reisbrei) und Glühwein.
Der billigere Cassia-Zimt (Cinnamomun aromaticum (cassia)) hat den echten Ceylon-Zimt in Europa zurück gedrängt. Er ist wegen seines Gehalts an Coumarin (Blutverdünnungsmittel) nicht unproblematisch 1, da es in Versuchstieren Leber- und Nierenschäden hervorrufen kann und auch karzinogen wirkt. 2
Medizinische Wirksamkeit
Zimt enthält eine Reihe biologisch wirksamer Stoffe. Neben dem toxischen Coumarin (s.o.) finden sich Substanzen, die als Phytopharmaka wirken, wie pflanzliche Polyphenole und Cinnamaldehyd (CA).
Zimt und Diabetes mellitus
- Zimtextrakte verbessern laut wissenschaftlicher Untersuchungen in vitro und an Versuchstieren die Insulinwirkung und damit die Stoffwechsellage von Diabetikern; die Studienlage beim Menschen scheint dies zu bestätigen 3 4. Auch sind die Mengen an Zimt und Zimtextrakten, die zur Beobachtung einer Stoffwechselwirkung im Gramm-Bereich und damit sehr hoch. Verantwortlich für den Effekt scheinen Chrom und Polyphenole zu sein. 5
- Zimt senkte in einer Studie bei chinesischen Patienten die Blutzuckerparameter wie HbA1c, die Insulinresistenz und zudem LDL-Cholesterin, besonders bei Adipositas. 6
- Zimtextrakte verbessern bei Versuchstieren die postprandiale Überproduktion von intestinalen ApoB48-enthaltenden Lipoproteinen durch Verminderung der intestinalen Insulinresistenz und können somit den Fettstoffwechsel verbessern. 7
- Zimtaldehyd, einer der Hauptbestandteile (65 – 80 %) des Ceylon-Zimts, scheint laut einer Arbeit die Blutglukosekonzentration wirksamer als Metformin zu senken. 8
- Zimtextrakte verbessern in Tiermodellen eine abnorme Glukosetoleranz. 9
- Das polycystische Ovar ist nicht nur mit einem hyperandrogenen Syndrom sondern auch mit einer peripheren Insulinresistenz und einer Hyperinsulinämie assoziiert. Eine Auswertung bisheriger Daten zeigte eine Erfolg versprechende Wirksamkeit von Zimt bezüglich dieser Stoffwechselveränderungen. 10
Zimt und Krebs
- Ein biologisch wirksamer Bestandteil von Zimt ist Cinnamaldehyd (CA). Es reguliert die zelluläre antioxidative Kapazität hoch (inklusive des Glutathion-Spiegels) und senkt den Mallondialdehyd-Spiegel und schützt so vor oxidativem Stress. Es soll damit auch Krebs vorbeugen. Dies wird für verschiedene Krebsarten postuliert, so für das kolorektale Karzinom 11 oder das Melanom. 12
- In Zimtextrakten befindet sich eine Substanz (nicht mit Cinnamaldehyd identisch), die zu den pflanzliche Polyphenole gehört, und die das Wachstum von kleinen Blutgefäßen hemmt, also antiangiogenetisch wirkt. Es handelt sich um einen natürlichen VEGF-Inhibitor (Angiogenesehemmer, Hemmer des „vascular endothelial growth Factors). Es wird postuliert, dass seine Wirksamkeit (ähnlich wie auch die von Bevacizumab) zur Behandlung und Vorbeugung von Krebs eingesetzt werden kann. 13
Zimt und Leberschutz
Zimtextrakte schützen die Leber von Versuchstieren vor der zytotoxischen Wirkung von Tetrachlorkohlenstoff. Es wird angenommen, dass speziell die alkoholische Extrakte bei manchen Leberkrankheiten therapeutisch eingesetzt werden können 14, so auch gegen die akute alkoholtoxische Fettleber. 15
Weitere Wirkungen
- Cinnamaldehyd wirkt neuroprotektiv, so schützt es vor einer durch Methamphetamin hervorgerufenen Neuronendegeneration. 16
- Zimtextrakte wirken experimentell gegen erhöhte Fettwerte. 17
Wirkmechanismen
Zimtaldehyd ist das biologisch aktive Zimtmolekül, das für die medizinischen Wirkungen verantwortlich ist. Wasserlösliche Polyphenolverbindungen des Zimts können die Insulinsensitivität verbessern, indem sie das Enzym Protein Tyrosinphosphatase 1B (PTPase 1B) hemmen. Sie inaktivieren Insulinrezeptoren 18 und erhöhen Glukosetransportmoleküle (GLUT4), welche in Fettgewebe und Muskeln für die Glukoseaufnahme verantwortlich sind. Zimt-Wasserextrakte wirken als duale Aktivatoren von PPAR-gamma and -alpha. Zimt-Extrakte können daher laut den Autoren als Alternativen zu PPAR-gamma-Aktivatoren gesehen werden. 18 19.
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Verweise
Referenzen
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