Nitrate

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Das Wichtigste verständlich

Nitrate (Nitropräparate, z. B. Glyceryltrinitrat, Nitroglycerin; GTN) erweitern Blutgefäße und Herzkranzgefäße und erschlaffen die glatte Muskulatur im Bereich innerer Organe. Sie entspannen verkrampfte „glatte“ Muskulatur, beispielsweise von Verschlussmechanismen im Magendarmkanal, so am Mageneingang oder am Gallengang. Sie werden vor allem zur Behandlung von Herzschmerzen (Angina pectoris) verwendet und können auch bei krampfartigen Schluckbeschwerden und Bauchkrämpfen wirksam sein.

Chemisch sind Nitrate Salze der Salpetersäure (HNO3). Nitropräparate werden oral, als Inhalationspray und als transdermales Pflaster appliziert. Trinitroglycerin (GTN) kann auch intravenös (z. B. auf einer Intensivstation bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit) angewendet werden (1)Clin Pharmacokinet. 2003;42(3):205-21. DOI: 10.2165/00003088-200342030-00001  (2)Molecules. 2021 Oct 30;26(21):6581. DOI: 10.3390/molecules26216581. Ein weiteres, häufig eingesetztes Nitrat ist Isosorbidtrinitrat (ISDN).

Unter den möglichen Nebenwirkungen sind vor allem heftige Kopfschmerzen („Nitratkopfschmerz“), Blutdruckabfall und schneller Herzschlag (Tachykardie) zu beachten.

Koronare Herzkrankheit

Wirkungsmechanismus

Durch eine Nitratreduktase entsteht in den glatten Muskelzellen Stickstoffmonoxid (NO), welches über eine Stoffwechselkaskade schließlich dazu führt, dass das muskuläre Myosin weniger phosphoryliert wird, sodass es für Muskelkontraktionen auch weniger zur Verfügung steht. Organische Nitrate senken damit die Kontraktionsfähigkeit glatter Muskulatur. Im Blutgefäßsystem kommt es dadurch beispielsweise zu einer Erweiterung der Venolen und im Magendarmtrakt zu einer Tonusabnahme von Verschlussmuskulatur (Sphinktermuskulatur), wieder der des unteren Ösophagssphinkters oder der Papilla vateri an der Einmündung des Gallengangs.

Interessanterweise wirken Nitrate bei Menschen mit Alkoholintoleranz weniger gut. Dies ist darauf zurückzuführen, dass für die Bioaktivierung von GTN die Alkoholdehydrogenase  erforderlich ist, deren Aktivität bei Alkoholintoleranz (mit Flushreaktion) durch Punktmutation vermindert ist. (3)Molecules. 2021 Oct 30;26(21):6581. DOI: 10.3390/molecules26216581.

Pharmakokinetik

Nitrate werden durch Schleimhäute gut resorbiert (Tablette, Sublingualspray) und ebenfalls durch die Haut (Nitropflaster). Folgende Nitrate werden therapeutisch angewendet:

  • Glyceroltrinitrat: kurze Halbwertszeit im Minutenbereich (Verlängerung in spezieller Galenik, Retardpräparate).
  • Glyceroldinitrate: längere Halbwertszeit (bis 4 h) und schwächere Wirkung
  • Isosorbidmononitrate, z. B. Isosorbid-5-Mononitrat: gute Bioverfügbarkeit, längere Halbwertszeit (um 4 h).

Indikationen

Beispiele für eine Indikation sind:

Rote Bete als Nitrat-Quelle

Rot-Bete-Saft enthält, wie auch Extrakte aus anderen Pflanzen (wie Kresse, Rukola, Spinat), beträchtliche Mengen an Nitrat. Auf der Zunge wird es zu Nitrit reduziert, das im Blut die Produktion des gefäßerweiternden NO in den Arteriolen begünstigt. Das aufgenommene Nitrat durchläuft eine Zirkulation über die Speicheldrüsen; es wird von ihnen in konzentrierter Weise erneut in den Mund ausgeschieden, wo es durch die lokalen Bakterien weiter reduziert wird. Auf diese Weise soll (laut Hypothese) der Saft von Roter Bete als Faktor aus der Ernährung dazu beitragen, erhöhten Blutdruck zu senken.

Inzwischen haben verschiedene Studien einen signifikanten Anstieg der Nitritwerte, die als Marker für NO gelten, im Plasma durch Rote-Bete-Saft nachgewiesen (4)Foods. 2024 Feb 24;13(5):691. doi: 10.3390/foods13050691. Die Autoren eines Übersichtsartikels schreiben: “Die BRJ-Supplementierung sollte als Schlüsselkomponente eines gesunden Lebensstils zur Kontrolle des Blutdrucks bei gesunden und hypertensiven Personen gefördert werden.” (5)Biomolecules. 2018 Nov 2;8(4):134. doi: 10.3390/biom8040134.

Rote-Beete-Saft führt ebenfalls zu einer Erhöhung der NO-Produktion im Lungenkreislauf und kann als Begleitbehandlung bei pulmonaler Hypertonie infrage kommen (6)J Card Fail. 2018 Oct;24(10):640-653.

Nebenwirkungen

Eine Reihe von Nebenwirkungen der Nitropräparate sind zu berücksichtigen. Zu ihnen gehören:

Sind Nitrate aus diesen Gründen nicht einsetzbar, kann ggf. auf Molsidomin ausgewichen werden. Es wirkt, indem es in der glatten Muskulatur NO (Stickstoffmonoxid) freisetzt, das gefäßerweiternd wirkt.

Verweise


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