Die Nierenentwicklung in der Embryogenese läuft folgendermaßen ab: In der 4. Woche nach der Befruchtung verdichten sich im intermediären Mesoderm Gewebeblöcke, die Nephrotome. Sie reichen von der zervikalen bis zur sakralen Region und bilden den nephrogenen Strang, aus dem sich drei zeitlich überlappende Aussscheidungssysteme entwickeln. Alle haben sie eine Verbindung zum Urnierengang (Wolff-Gang). Anomalien der Entwicklung lassen sich oft schon intrauterin ab der 11. SSW durch Sonographie nachweisen.
Siehe auch unter Die Nieren.
Inhaltsverzeichnis
Pronephros (Vorniere)
Sie ist nicht funktionsfähig, wichtig zur Bildung des Vornierengangs, der in den Wolff-Gang mündet. Rückbildung zum Ende der 5. Woche.
Mesonephros (Urniere)
Sie ist nicht funktionsfähig, entsteht aus dem thorakalen und lumbalen nephrogenen Strang, bildet den Urnierengang, aus dem später beim männlichen Genotyp der Ductus deferens (Samenleiter) und die Ductuli efferentes des Nebenhodens entstehen.
Metanephros (Nachniere)
Sie entwickelt sich ab der 5. Woche in der sakralen Gegend und stellt die „endgültige“ Niere dar. Zwei verschiedene Komponenten sind an ihrer Bildung beteiligt: Die Ureterknospe sproßt aus dem Wolff-Gang aus und bildet Ureter, Nierenbecken, -kelche und Sammelrohre. Die Sammelrohre induzieren eine Bläschenbildung im metanephrogenen Blastem (=umgebendes Mesoderm) Nierenkanälchen entstehen. Diese differenzieren sich proximal zu Glomeruli und distal zu Tubulussystem um.
Damit besteht das harnableitende System aus zwei Anteilen: Der Tubulusapparat entstammt dem metanephrogenen Blastem, das Sammelrohrsystem der Ureterknopse aus dem Wolff-Gang.
Renaler Aszensus
Aufgrund des starken lumbosakralen Wachstums des Embryos in dieser Phase der Entwicklung verlagert sich die Niere aus ihrer sakralen Ausgangslage relativ nach kranial. Gleichzeitig kommt es zu einer Drehung des Nierenhilus von ventral nach medial.
Im Beckenbereich wird die Niere zunächst von der Beckenaorta versorgt. Während es Aszensus bilden sich ständig neue, kranialer gelegene Gefäße und obliterieren wieder.
Pränatale Nierenfunktion
Die Nachniere nimmt ab der 11.-13. Woche ihre Funktion auf und es kommt zur Harnausscheidung über die Ureter in den Sinus urogenitalis und damit in die Amnionhöhle. Dort vermischt sich der Urin mit dem Fruchtwasser, wird vom Embryo verschluckt, vom Darm in die Blutbahn resorbiert und gelangt dann über die Umbilicalgefäße zur Plazenta. Dort wird das embryonale Blut von den harnpflichtigen Substanzen befreit.
Anomalien
- Beckenniere: bei fehlendem Aszensus
- Hufeisenniere: Verwachsung beider unterer Nierenpole. Der Aszensus wird durch die A. mesenterica inferior gehemmt.
- Mehrere Nierengefäße: Fehlende Gefäßobliteration beim Aszensus
Anomalien der Nieren lassen sich i. d. R. gut durch Sonographie nachweisen, oft schon ab der 11. Schwangerschaftswoche. (1)Best Pract Res Clin Obstet Gynaecol. 2014 Apr;28(3):403-15. DOI: 10.1016/j.bpobgyn.2014.01.009
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Autor der Seite ist PD Dr. Konrad Buscher (siehe Impressum).
Literatur