Das Ewing-Sarkom ist der zweithäufigste Knochenkrebs im Kindes- und Jugendlichenalter; er rangiert gleich nach dem Osteosarkom. Es handelt sich um ein malignes Knochenendotheliom, das überwiegend die Wachstumszonen (Diaphysen) langer Röhrenknochen befällt, aber auch Wirbelkörper und Plattenknochen, wie das Becken, betreffen kann. 1 2
Allgemeines
Das Ewing-Sarkom ist ein aggressiv wachsender Tumor, der am häufigsten bei Kindern und Jugendlichen auftritt. Typisch sind ein schnelles Tumorwachstum und eine frühe Metastasierung. Die höchste Inzidenz tritt im zweiten Lebensjahrzehnt auf. Männer erkranken etwa eineinhalbmal häufiger als Frauen. Der Tumor betrifft am häufigsten das Becken, Oberschenkelknochen und das Achsenskelett. Er kann aber bei bis zu 30 % der Patienten auch die Weichteile betreffen. Die Behandlung hat bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Das Armamentarium besteht im Wesentlichen aus Chemoradiotherapie, chirurgischer Resektion und Stammzelltransplantation. Neue Entwicklungen beziehen Eingriffe an Signalwegen ein.
Genetische Grundlage
Das Ewing-Sarkom ist durch chromosomale Translokationen gekennzeichnet sind, die Fusionsgene hervorbringen. Die Translokation (t) (11; 22) (q24; q12) ist in 85 % der Tumoren vorhanden und führt zur Fusion der Gene EWSR1 und FLI1, wodurch ein Fusionsprotein (EWS/FLI) entsteht. Es wurde festgestellt, dass ein besonderes Protein es dem Fusionsprotein ermöglicht, RNA zu binden, was sich auf die Transkription auswirkt. Die Kenntnis dieser Vorgänge könnte zu therapeutischen Angriffspunkten führen. 3
Häufigkeit
Die Inzidenz des Sarkoms liegt bei 1 auf 1 Million Einwohner in den USA. Im Alter zwischen 10 und 19 Jahren liegt sie bei 9 auf 1 Million. Bei Weißen ist sie 9-mal höher als bei Dunkelhäutigen afrikanischer Abstammung. Auch Menschen asiatischer Abstammung haben eine geringere Inzidenz. Erklärt wird dies an der relativen Seltenheit des spezifischen Polymorphismus im EGR2-Gene. 4
Den Knochenkrebs findet man gehäuft bei Kindern. In der zweiten Lebensdekade gibt es einen Altersgipfel bei 15 Jahren. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen, (49% / 41%) 5.
Symptome
Bei der klinischen Untersuchung imponiert zunächst meist ein entzündliches Bild ähnlich der Osteomyelitis. Das EWS ist durch lokalisierte Schmerzen und systemische Symptome wie Fieber, Müdigkeit und Gewichtsverlust gekennzeichnet. Häufig ist bereits eine Tumormasse tastbar.
In 25 % der Fälle liegt zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits eine Metastasierung vor, besonders in Lunge, Skelett, Leber und/oder Lymphknoten.
Betroffen sind in fast 2/3 der Fälle die unteren Röhrenknochen und das Becken. Ein Rippenbefall eines Tumors bei einem Heranwachsenden muss stets an ein Ewing-Sarkom denken lassen.
Hauptbefunde sind:
- Schwellung und Überwärmung der umgebenden Haut,
- Schmerzen mit Bewegungseinschränkung,
- Fieber.
Durch den häufigen Befall der großen Röhrenknochen der Beine kommt es relativ häufig zu einer pathologischen Fraktur (Bruch ohne adäquaten Anlass).
Diagnostik
Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung sind bereits in 25 % Metastasen aufgetreten. 6
Diagnostisch kommen verschiedene bildgebende Verfahren zum Einsatz.
- Röntgen: Abhebung des Periosts führt zum Zwiebelschalen-Phänomen
- CT / MRI / PET
- Skelettszintigraphie
Eine Gewebeprobe (dazu ist eine Biopsie erforderlich) ist zur genauen pathologischen Eingrenzung erforderlich.
Therapie
Durch eine präoperative Chemotherapie soll die Tumorlast gesenkt werden, so dass eine radikale Operation mit kompletter Entfernung des malignen Gewebes durchgeführt werden kann. Je nachdem wie gut die Vorbehandlung gewirkt hat, wird die folgende adjuvante Chemotherapie eingestellt. Eine Strahlentherapie wird bei nichtoperablen Tumoren durchgeführt.
Das Behandlungsprinzip besteht in Reduktion der Tumormasse, Chemotherapie und ggf. lokaler Strahlentherapie.
Für die Chemotherapie werden verschiedene Kombinationen zur verwendet, beispielsweise Vincristine, Actinomycin D, Cyclofosfamide + Ifosfamide und Etoposide. 7 8
Nach einer Literaturauswertung verbessert Chemotherapie das Überleben, das rezidivfreie Überleben und das metastasenfreie Überleben. Die Strahlentherapie sollte den Autoren zufolge als adjuvante Therapie der lokalen Kontrolle vorbehalten bleiben, insbesondere in Fällen mit subtotaler Tumorresektion 9.
Neue Entwicklungen betreffen Eingriffe an Checkpoints und Signalwegen. 10 Sie scheinen aussichtsreich zu sein, denn es wurde bereits ein zentrales Schaltprotein (FGD4) identifiziert, das für einen therapeutischen Eingriff infrage kommen könnte 11.
Prognose
Das Gesamtüberleben liegt nach 5 Jahren bei 57 %, das ereignisfreie Überleben bei 44 %. 2
Bei Patienten über 50 Jahren verläuft der Tumor aggressiver. Das Überleben der Patienten mit bereits vorliegenden Metastasen liegt nach 3 Jahren bei 37 %. 12
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Verweise
Weiteres
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK66045/[↩]
- Indian J Med Paediatr Oncol. 2017 Jul-Sep;38(3):316-320. doi: 10.4103/ijmpo.ijmpo_107_17.[↩][↩]
- Cancer Gene Ther. 2023 Aug;30(8):1066-1071[↩]
- PDQ Cancer Information Summaries [Internet]. Bethesda (MD): National Cancer Institute (US); 2002–. PMID: 26389480.[↩]
- J Clin Oncol 26 (27): 4385-93, 2008[↩]
- J Pediatr Hematol Oncol 30 (6): 425-30, 2008[↩]
- Indian J Orthop. 2010 Oct;44(4):378-83. doi: 10.4103/0019-5413.69307[↩]
- N Engl J Med. 2003 Feb 20;348(8):694-701.[↩]
- Clin Neurol Neurosurg. 2018 Jan;164:169-181[↩]
- Chin J Cancer Res. 2024 Jun 30;36(3):322-340. doi: 10.21147/j.issn.1000-9604.2024.03.08[↩]
- Mol Oncol. 2025 Apr;19(4):1002-1028. doi: 10.1002/1878-0261.13788[↩]
- Sci Rep. 2017 Dec 20;7(1):17917. doi: 10.1038/s41598-017-17733-z.[↩]