Ritalin

Ritalin (Methylphenidat) ist ein Medikament mit stimulierenden Wirkungen im zentralen Nervensystem.

 Das Wichtigste verständlich

Kurzgefasst
Ritalin ist ein Medikament zur Behandlung des ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom). Es erhöht die Aufmerksamkeit und hat einen allgemein stimulierenden Effekt. Gesunde Personen benutzen die Substanz zunehmend zur Leistungssteigerung, beispielsweise bei Lernstress oder bei hohen beruflichen Anforderungen. Es ist eine Modedroge geworden. Die Nebenwirkungen beruhen auf einer Anregung des Herzkreislaufsystems mit schnellem Herzschlag (Tachykardie) und Herzrhythmusstörungen.

Allgemeines

Die chemische Bezeichnung von Ritalin ist Methylphenidat (oft als MPD oder MPH abgekürzt). Es besitzt Suchtpotential und ist Betäubungsmittel-rezeptpflichtig. Die Hauptanwendungen betreffen das ADHS und, seltener, allgemeine Abgeschlagenheit und Depression bei Krebspatienten. Seit einiger Zeit entwickelt es sich zu einer Modedroge zur Leistungssteigerung 1.

Wirkungen

Ritalin (Methylphenidat) hat im Wesentlichen psychostimulierende und neuroprotektive Wirkungen. Es wird zur Behandlung des ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom) eingesetzt und verbessert sowohl die Aufmerksamkeit als auch die Koordination der Körperbewegungen.

Ritalin übt positive kognitive Wirkungen aus, die durch seine Wirkung auf den Nucleus caudatus und seine Konnektivität mit Netzwerken der Großhirnrunde erklärt werden 2.

Bei gesunden Menschen regt es das autonome Nervensystem an; es steigert die Herzfrequenz, den Blutdruck und die Hautleitfähigkeit; es senkt die Reaktionszeiten. In Tests werden bei erhöhter Aufmerksamkeit weniger Fehler gemacht 3.

Unter Lernstress und beruflichem Stress wird Ritalin zunehmend von sonst gesunden Personen zur Leistungssteigerung („Gehirndoping“, „Neuroenhancement“) genommen. Suchtpotential und Nebenwirkungen (s. u.) werden meist dabei vernachlässigt; ob sich dadurch dauerhaft die Persönlichkeit verändert, ist Gegenstand der Diskussion. Diese nicht-medizinische Anwendung ist medizinisch und ethisch umstritten 4 5.

Einzelne Wirkungen

  • Der vesikuläre Monoamin-Transporter-2 (VMAT-2) bewirkt eine Sequestration von Catecholaminen und Serotonin in synaptische Vesikel und trägt damit zu ihrer Exozytose (Ausscheidung in den synaptischen Spalt) bei. Er unterliegt einer ausgeprägten Regulierung. Methylphenidat (Ritalin) bindet an diesen neuronalen Transporter und blockiert so den Einwärtstransport von Dopamin in Nervenzellen (Aufnahmeblocker für Dopamin). Zudem scheint es den Transporter und die assoziierten Vesikel an Nervenendigungen weg von den Synapsen ins Cytoplasma umzuverteilen 6 7.
  • Methylphenidat (Ritalin) wirkt neuroprotektiv gegenüber den neurotoxischen Effekten von Amphetamin und beim Morbus Parkinson, indem es die intrazelluläre Ansammlung von Dopamin, die beidem zugrunde liegt, vermindert und damit auch die Dopamin-assoziierte Bildung von reaktivem Sauerstoff unterdrückt 8.
  • Wiederholte Zufuhr von Methylphenidat (Ritalin) verändert im Tierexperiment den Tagesrhythmus der Bewegungsaktivitäten auch über die akute Medikamentenwirkung hinaus 9.
  • Methylphenidat (Ritalin) verbessert schon nach eine Einzeldosis von 10 mg die muskuläre Koordination und Balance der Bewegungen besonders bei ADHS-Patienten mit erhöhtem Muskeltonus oder bei motorischer Hemmung 10.
  • Methylphenidat (Ritalin) kann bei alten und kranken Menschen zu einer Verbesserung von Müdigkeit, Apathie und Depression führen 11. Bei Krebspatienten kann Methylphenidat ebenfalls die häufig quälende Abgeschlagenheit bessern 12.
  • Methylphenidat (Ritalin) erniedrigt im Blut das Gesamtcholesterin, die Triglyceride, LDL-C und Lipoprotein a (Lp(a)). Es verbessert so den Lipidstatus 13.
  • Bei einer Aufmerksamkeitsstörung durch erworbene Hirnverletzung wirkt Methylphenidat gering bis kaum, am ehesten noch, wenn gleichzeitig ein ADHS besteht 14.

Nebenwirkungen

  • Methylphenidat (Ritalin) kann kardiale Nebenwirkungen entfalten. Dazu gehören Tachykardie (schneller Herzschlag) und Herzrhythmusstörungen wie die Tachyarrhythmie (unregelmäßiger schneller Herzschlag), die Hypertonie (Bluthochdruck), aber auch eine akute Kardiomyopathie (Schwäche der Herzmuskulatur) und eine Perikarditis (Herzbeutelentzündung), die schon nach einer Einzeldosis von Ritalin auftreten können 15. Auch wurde ein „cardiac arrest“ (Aussetzen der Herzaktion) bei Kammerflimmern ohne kardiale Vorerkrankung beschrieben 16.
  • Methylphenidat (Ritalin) vermag selten taktile und visuelle Halluzinationen auszulösen 17.

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Verweise

Referenzen

  1. Clin Pharmacokinet. 1999 Dec;37(6):457-70. doi: 10.2165/00003088-199937060-00002[]
  2. Brain. 2025 Apr 3;148(4):1360-1373. doi: 10.1093/brain/awae334.[]
  3. J Integr Neurosci. 2005 Mar;4(1):123-44[]
  4. BMC Med Ethics. 2009 Jul 6;10:9[]
  5. BMJ. 2009 Jun 18;338[]
  6. Ann N Y Acad Sci. 2008 Oct;1139:285-90[]
  7. Neuropharmacology. 2009;56 Suppl 1:133-8[]
  8. Curr Neuropharmacol. 2008 Dec;6(4):379-85[]
  9. Neuropharmacology. 2009 Sep;57(3):201-7[]
  10. Behav Brain Funct. 2009 May 13;5:21[]
  11. Am J Geriatr Pharmacother. 2009 Feb;7(1):34-59[]
  12. J Natl Cancer Inst. 2008 Aug 20;100(16):1155-66[]
  13. J Clin Pharmacol. 2009 Jul;49(7):848-51[]
  14. Child Neuropsychol. 2023 Jul;29(5):710-741. doi: 10.1080/09297049.2022.2112559[]
  15. Cardiovasc Toxicol. 2009 Mar;9(1):49-52[]
  16. Pharmacotherapy. 2008 Nov;28(11):1408-12[]
  17. J Child Neurol. 2009 Aug;24(8):1005-7[]