Polypen sind Haut- oder Schleimhautwucherungen. Von klinischer Bedeutung sind vor allem Schleimhautpolypen, da sie können Krebsvorstufen darstellen können.
Inhaltsverzeichnis
Lokalisationen
Schleimhautwucherungen entwickeln sich in verschiedenen inneren Organen. Beispiele:
- Darmkanal: Darmpolypen treten meist erst bei Erwachsenen auf; ihre Häufigkeit nimmt mit zunehmendem Alter zu. Sie sind als Krebsvorstufen (Präkanzerosen) zu betrachten. Das Krebsrisiko steigt mit der Polypengröße und dem histologischen Dysplasiegrad (Ausprägung von Unregelmäßigkeiten und Zellatypien).
- Nasenschleimhaut und Rachen: Polypen in der Nase finden sich besonders bei Kindern und Jugendlichen und behindern die Nasenatmung; sie prädisponieren zu einer chronischen Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung). (1)Oral Radiol. 2021 Jan;37(1):95-100. doi: 10.1007/s11282-020-00430-5. Epub 2020 Mar 11. PMID: … Continue reading (2)Kwon E, O’Rourke MC. Chronic Sinusitis. 2020 Nov 20. In: StatPearls [Internet]. Treasure … Continue reading
- Gallenblase: Gallenblasenpolypen werden häufig zufällig durch eine Ultraschalluntersuchung entdeckt; bei Überschreitung einer Grenzgröße (7 -10 mm) oder bei Größenzunahme (Kontrolluntersuchungen) werden sie operativ entfernt (Cholezystektomie).
- Harn- und Geschlechtstrakt (Urogenitaltrakt): hier können Polypen an verschiedenen Stellen entstehen und je nach Lokalisation unterschiedliche Symptome hervorrufen.
- Gebärmutter (Uterus): Uteruspolypen treten meistens in den Wechseljahren der Frau (Klimakterium) auf; sie gehen von der Schleimhaut der Cervix (Gebärmutterhals), aber auch von der Corpusschleimhaut aus. Bemerkbar machen sich durch unregelmäßige Blutungen. Im Ultraschall imponiert eine Verdickung die Endometriums, die bei postmenopausalen Frauen immer als Risiko einer Präkanzerose angesehen werden muss. (3)Medicine (Baltimore). 2019 Feb;98(6):e14464. DOI: 10.1097/MD.0000000000014464. PMID: 30732213; … Continue reading
Erkennung
Viele Polypen sind symptomlos; sie werden oft nur zufällig entdeckt. Andere machen durch Symptome ihrer speziellen Lokalisation, wieder andere durch eine Blutung auf sich aufmerksam. Polypen der Haut sind mit bloßem Auge erkennbar. Solche im Uterus werden durch ungewöhnliche Blutungen bemerkt und im Rahmen einer Schleimhautabrasion (Ausschabung) diagnostiziert. Polypen im HNO-Bereich können zu einer Beeinträchtigung der Nasenatmung führen. Polypen im Magendarmkanal werden durch eine Blutung oder im Rahmen einer Krebsvorsorgeuntersuchung oder einer endoskopischen Untersuchung aus anderen Gründen zufällig entdeckt.
Der endoskopische Nachweis eines Polypen hängt von der Sorgfalt und Erfahrung des Untersuchers ab. Insbesondere kleine Polypen können ihrem Nachweis entgehen. Es werden computergestützte Bilderkennungsprogramme entwickelt, welche die Erkennung erleichtern und ein Übersehen minimieren sollen. (4)PLoS One. 2019 Mar 25;14(3):e0214133. DOI: 10.1371/journal.pone.0214133. PMID: 30908513; PMCID: … Continue reading (5)PLoS One. 2021 Apr 28;16(4):e0250632. DOI: 10.1371/journal.pone.0250632. PMID: 33909671; PMCID: … Continue reading (6)Gastroenterology. 2018 Oct;155(4):1069-1078.e8. DOI: 10.1053/j.gastro.2018.06.037. Epub 2018 Jun … Continue reading
Dignität
Polypen sind in der Regel gutartig. Speziell im Magen und im Darm können sie jedoch im Laufe der Zeit zu Krebs entarten; sie stellen eine „Präkanzerose“ dar. Vor allem sind Darmpolypen als mögliche Krebsvorstufen (Darmkrebs) Grund für eine endoskopische Krebsvorsorge.
Zur Klärung ihrer Dignität (Gutartigkeit oder Bösartigkeit) bedürfen Schleimhautpolypen einer genauen Inspektion und i.d.R. auch einer weitergehenden Untersuchung. Dazu werden sie in der Regel vollständig entfernt, meist auf endoskopischem Weg (Polypektomie). Eine definitive Klärung der Dignität (Gut- oder Bösartigkeit) erfolgt durch eine mikroskopische Untersuchung, wobei verschiedene Färbetechniken inkl. immunhistologischer Techniken zu Hilfe gezogen werden.
Polypose-Syndrome
Im Darm findet man gelegentlich multiple Polypen, die immer wieder nachwachsen. Diese Polypose-Syndrome bergen ein hohes Krebsrisiko, so dass eine engmaschige endoskopische Überwachung und häufige Polypenentfernung oder sogar eine totale Entfernung des Dickdarms (Kolektomie) erforderlich werden. Zu diesen Polyposis-Syndromen gehören beispielsweise die familiäre adenomatöse Polypose (FAP), das Peutz-Jeghers-Syndrom, die MUTYH-assoziierte Polypose und das serratierte Polypose-Syndrom (früher: hyperplastisches Polyposesyndrom) (7)Clin Gastroenterol Hepatol. 2020 Apr;18(4):777-779. doi: 10.1016/j.cgh.2019.09.006. Epub 2019 Sep … Continue reading und das PTEN-Hamartose-Syndrom. (8)Frontline Gastroenterol. 2019 Oct; 10(4): 379–387. DOI: 10.1136/flgastro-2018-101053.
→ Polypenkrankheit des Dickdarms: Polyposis coli
Polypenmanagement
Polypen das Risiko einer Entartung zu Krebs in sich bergen (Adenom-Karzinom-Sequenz), sind alle Polypen, die endoskopisch gefunden werden, zu entfernen und histologisch aufzuarbeiten.
Im Fall von Schleimhautwucherungen im Magendarmtrakt (Beispiel: Dickdarmpolyp) erfolgt die Erkennung durch eine endoskopische Untersuchung (z. B. Gastroskopie oder Koloskopie) und die Entfernung durch Polypektomie oder Mukosektomie mithilfe einer endoskopischen Zange oder eines Hochfrequenzschneidegeräts.
Bei Dysplasien (abartig, aber noch nicht krebsartig veränderte Zellen) oder einer malignen Entartung müssen entsprechende Konsequenzen bezüglich Therapie und Nachkontrollen gezogen werden. Für die einzelnen Polypenarten existieren daher spezielle Überwachungs- und Behandlungsprogramme der Fachgesellschaften.
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Verweise
Literatur