Ein Hörsturz ist ein innerhalb weniger Stunden auftretender starker Hörverlust, der als Notfall behandelt werden muss. Ursachen können mechanische Traumata, Entzündungen, akute Durchblutungsstörungen und ototoxische Medikamente sein.
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Ursachen und Differenzialdiagnosen
- Mechanische Ursachen: Bei Traumata der Schädelbasis kann das Innenohr mit betroffen sein.
- Infektiöse Ursachen: Alle Infektionen, die die Hirnhäute (Meningen) und die Nerven betreffen, können zu einem Hörverlust führen. Dazu gehören Masern, Mumps, Grippe, Varicellen-Zoster-Infektion (Zoster oticus), EBV-Infektion, Borreliose, Hirnhautentzündungen (Meningitiden) verschiedener sonstiger Genese.
- Durchblutungsstörungen: Sie sind seltener Ursache eines Hörsturzes. In Betracht kommen
- lokale Entzündungen (z. B. eine Blutgefäßentzündung, Angiitis),
- eine Erhöhung der Blutviskosität (z. B. durch eine Makroglobulinämie beim Morbus Waldenström oder durch eine ausgeprägte Hyperlipidämie),
- Erythrozytenstörungen mit Verminderung der Verformbarkeit, z. B. eine Sichelzellanämie.
- Autoimmunkrankheiten: Autoimmunkrankheiten gehen häufig mit einer Gefäßentzündung (Angitis) einher und können so eine Durchblutungsstörung des Innenohrs oder die Funktion des Hörnerven beeinträchtigen. Eine spezielle, das Innenohr betreffende Autoimmunkrankheit ist das Cogan-Syndrom, das auch das Auge (Uveitis, Keratitis) einbezieht.
- Ototoxische Medikamente: Antibiotika, speziell Aminoglykoside wie Streptomycin, Kanamycin und Amikacin verursachen bei Überdosierung (Gefährdung besonders bei Niereninsuffizienz) Schwerhörigkeit oder einen raschen Hörsturz bis zur Ertaubung. Auch einige Chemotherapeutika (Cisplatin) können einen akuten Hörsturz hervorrufen.
- Idiopathischer akuter Hörsturz: Ein „idiopathischer“ akuter Hörsturz wird durch einen unbekannten Auslöser hervorgerufen. Oft lassen sich jedoch mit erweiterter Diagnostik eine Autoimmunkrankheit mit Angiitis, eine neurologische Krankheit wie eine multiple Sklerose, infektiöse oder sonstige Ursachen nachweisen.
Symptomatik
Oft ist der rasch auftretende Hörverlust das einzige Symptom. Manchmal ist er kombiniert mit Schwindel und Ohrgeräuschen (Tinnitus). Wenn sich eine Perilymphfistel bildet, kann dies durch ein Knallgeräusch wahrgenommen werden.
Diagnostik
Die Diagnostik stützt sich auf
- die Anamnese (u. a. Medikamentenanamnese),
- Untersuchung des Gehörgangs,
- Laborwerte: Blutuntersuchungen (u. a. Entzündungsmarker, Blutbild mit Differenzialblutbild, Elektrophorese, Nierenwerte, ANA), Audiogramm, MRT und ggf. spezielle weitere HNO-ärztliche und neurologische Methoden.
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Wenn eine Ursache nicht nachweisbar ist (akuter idiopathischer Hörsturz), werden oft Glukokortikoide appliziert (1)Acta Otolaryngol. 2017;137(sup565):S38-S43. doi: 10.1080/00016489.2017.1297539, gelegentlich auch ins Innenohr hinein (2)Acta Otolaryngol. 2013 May;133(5):428-33. doi: 10.3109/00016489.2012.749520 (3)Laryngoscope. 2007 Jan;117(1):3-15.
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Verweise
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).
Literatur