Hepatitis-B-Impfung

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Die Hepatitis-B-Impfung dient dem Schutz gefährdeter Personengruppen und der Vorbeugung einer Ausbreitung der Leberentzündung durch HBV (Hepatitis-B-Virus) in der Bevölkerung. (1)J Infect Dis. 2021 Sep 30;224(12 Suppl 2):S343-S351

Hepatitis B
Hepatitis-B-Vorbeugung 

Allgemeines


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Ziel der Impfung ist eine Immunisierung, um den Ausbruch einer Hepatitis B nach Infektion zu verhindern. Durch eine breite Impfung der Bevölkerung kann die Inzidenz der Leberzirrhose mit ihren Folgen inklusive der des hepatozellulären Karzinoms erniedrigt werden (2)NEJM 1997; 336:1855-1859. Der Erfolg einer weltweiten Impfaktion ist sehr gut: Im Jahr 2000 lag die Impf-Abdeckung mit 3 Dosen des Hepatitis-B-Impfstoffs weltweit bei 30%, im Jahr 2019 bereits bei 85 %. (3)J Infect Dis. 2021 Sep 30;224(12 Suppl 2):S343-S351 Es ist das Ziel der WHO, die Hepatitis B weltweit zu eliminieren.

Die Hepatitis-B-Schutzimpfung wird gut vertragen und führt im Allgemeinen zu einem wirksamen Schutz.

Der Impferfolg des überwiegend aus Hefekulturen hergestellten Impfstoffs ist hoch. Jedoch gibt es Low-Responder und Non-Responder (unterschiedliche Ursachen, beispielsweise auch das Alter). Durch neue Impfstoffe kann vielfach auch bei ihnen ein Impfschutz erreicht werden.

Kinder von infizierten Müttern sollten umgehend nach der Geburt (innerhalb der ersten 12 – 24 Stunden) geimpft werden.

Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko inklusive homosexuell aktiver Menschen sollten sich impfen lassen. (4)Hepatology. 2023 Jun 1;77(6):2084-2092

Neue Impfstoffe ermöglichen einen Impfschutz von Nonrespondern (Menschen, die auf den herkömmlichen Impfstoff immunologisch nicht reagieren).

Dauer des Impfschutzes

Die Dauer des Impfschutzes beträgt bei Gesunden viele Jahre. Kinder und Erwachsene, die nach der Impfung Anti-HBs-Konzentrationen von 10 mIU/ml oder mehr aufwiesen, haben in der Regel einen lang anhaltenden vollständigen Schutz, der bisher bis zu 30 Jahre lang dokumentiert worden ist. (5)J Infect Dis. 2021 Sep 30;224(12 Suppl 2):S343-S351

Passivimpfung

Sie gehört zusammen mit einer Aktivimpfung zur Postinfektionsprophylaxe nach z. B. Nadelstichverletzung.

Indikationen

nach Exposition (z. B. Nadelstich, Neugeborene HBsAg-positiver Mütter, Vergewaltigung)

Impfstoff

Hepatitis-B-Immunglobulin (i.v. oder i.m.)

Durchführung: so früh wie möglich, auf jeden Fall noch innerhalb der ersten 48 Stunden. Dosierung nach Firmenangabe

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Aktivimpfung

Indikationen

Laut Literatur und RKI gelten folgende Indikationen (6)RKI-Bulletin

  • nach Exposition ohne Hepatitisanamnese zusammen mit der Passivimmunisierung
  • nach Exposition bei fraglicher Hepatitisanamnese erst nach sofortiger Bestimmung von Anti-HBc (eine Impfung von bereits Immunen oder chronischen HBsAg-Trägern schadet zwar nicht, ist jedoch nutzlos)
  • gefährdete Personengruppen (z. B. medizinischer Gesundheitsdienst, Hämodialysepatienten (am besten bereits Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz vor dem Dialysestadium, da bei terminaler Niereninsuffizienz die Wirksamkeit der Impfung eingeschränkt sein kann), Patienten mit chronisch transfusionsbedürftiger Grunderkrankung, Ersthelfer etc.)
  • Patienten vor ausgedehnten chirurgischen Eingriffen
  • Personen in Behindertenwerkstädten
  • HBV-negative Kinder und Partner von HBV-Positiven

Impfstoff

gentechnisch hergestelltes HBsAg (z.B. in Hefezellkulturen)

Neuentwicklungen

PreHevbrio ist ein neuer 3-Antigen-Impfstoff gegen Hepatitis B für Erwachsene. Er enthält 3 Hepatitis-B-Oberflächenantigene und ist zu Vorbeugung von Infektionen durch alle bekannten Subtypen des Hepatitis-B-Virus bei Erwachsenen zugelassen. Die Applikation erfolgt intramuskulär in 3 Dosen nach 0, 1 und 6 Monaten. Er soll eine Alternative bei Nichtansprechen des aktuell verwendeten Impfstoffs darstellen. (7)Ann Pharmacother. 2023 Mar;57(3):325-332

Heplisav-B (HepB-CpG) ist eine Hepatitis-B-Vaccine mit einem neuen, besser wirkenden Adjuvan. Es löste im Vergleich zu 3 Dosen des meist-gebräuchlichen Engerix-B (mit Alaun-Adjuvans) bei Erwachsenen eine signifikant bessere Impfreaktion aus. Auch Nonresponder zeigten überwiegend eine Serokonversion. (8)Expert Rev Vaccines. 2021 May;20(5):487-495 Bei chronisch Nierenkranken (mit reduzierter Immunreagibilität)

haben 3 Dosen HepB-CpG bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz eine bessere Immunantwort bewirkt als 4 Doppeldosen HepB-Eng (Engerix-B®). (9)Vaccine. 2023 May 11;41(20):3224-3232

Durchführung

Grundimmunisierung von bisher Nichtgeimpften z. B. zu den Zeitpunkten 0, 1 und 6 Monaten, Applikation erfolgt intramuskulär (Fachinformationen beachten).

Das RKI macht aufmerksam (siehe hier):

  • Eine routinemäßige serologische Testung zum Ausschluss einer vorbestehenden HBV-Infektion vor Impfung gegen HB ist nicht notwendig. Eine Impfung von bereits HBV-infizierten Personen kann gefahrlos durchgeführt werden, ist allerdings wirkungslos.
  • Die Impfung ist erfolgreich bei Serokonversion zu Anti-HBs ≥ 100 IE/l.
  • „Low-Respondern“ (Anti-HBs 10 – 99 IE/l): eine sofortige erneute Impfung und erneute Anti-HBs-Kontrolle nach weiteren 4 – 8 Wochen. Falls Anti-HBs immer noch < 100 IE/l liegt, bis zu 2 weitere Impfstoffdosen jeweils mit anschließender Anti-HBs-Kontrolle nach 4 – 8 Wochen. Das Vorgehen nach 6 Impfstoffdosen ist fragwürdig.

Die Impfempfehlungen werden sich nach Erfahrungen mit den neuen, wirksameren Impfstoffen s. o.) vermutlich ändern. (10)Expert Rev Vaccines. 2021 May;20(5):487-495

Notfallimpfung bei unbekanntem Immunstatus (z. B. nach Nadelstichverletzung): Sofort Aktivimpfung. Die teure Passivimpfung kann innerhalb 48 Stunden nachgeholt werden. In der Zwischenzeit können der Immunstatus des fraglich Infizierten und die Infektiosität der fraglichen Ansteckungsquelle geprüft und damit erkannt werden, ob eine Passivimpfung mit Hyperimmunglobulin nötig ist.

Impferfolg: Er ist messbar am Anstieg des Antikörpertiters. Typisches Antikörpermuster nach Impfung: Anti-Hbc negativ, Anti-HBs positiv.

Impfung für Säuglinge

Die „Ständige Impfkommission (STIKO)“ am Robert-Koch-Institut hat die Hepatitis-B-Impfung in den Impfkalender für Säuglinge, Kinder und Jugendliche aufgenommen. Das Vorgehen (Impfung in 2. 4. und 11. Woche) ist dem vorgeschlagenen Impfkalender zu entnehmen (siehe hier).

Impfung Neugeborener von HBsAg-positiven Müttern: unmittelbar nach der Geburt (innerhalb von 12 Stunden) simultan Hepatitis-B-Impfstoff plus HB-Immunglobulin. Voraussetzung ist es, dass der Infektionsstatus der Mutter bekannt ist. Derzeit ist der HBsAg-Status bei ca. 30 % der Schwangeren zum Zeitpunkt der Entbindung unbekannt. Es muss damit gerechnet werden, dass 1 % von ihnen HBsAg-positiv ist (11)Dt Ärztebl 2001; 98: A 329-331. Durch Zuwanderung aus Infektionsgebieten kann sich das geändert haben.


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Verweise

Fachinfos

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