Tumor

Tumor bedeutet Schwellung von Gewebe. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff häufig mit einer bösartigen Geschwulst und mit Krebs gleichgesetzt. Aber er ist an und für sich neutral und umfasst auch gutartige Schwellungen.

Gutartige und bösartige Tumore

Otto Warburg hatte früh erkannt, dass Krebszellen besonders viel Energie benötigen und vielfach auf eine erhöhte Glykolyse angewiesen sind. Ein Enzym, welches dabei eine zentrale Rolle spielt, ist die Lactatdehydrogenase (LDH), die Pyruvat in Laktat umwandelt. Sie wird in manchen Malignomen exzessiv exprimiert und wird als Marker für ihre Aggressivität verwendet. (1)Science. 1956 Feb 24;123(3191):309-14. doi: 10.1126/science.123.3191.309. (Siehe unter Tumormarker.)

  • Gutartige Tumore wachsen langsam und zeigen histologisch keine Zeichen einer Entartung. Beispiele sind das Lipom (Fettgewebsgeschulst), das Fibrom (Geschwulst von Narbengewebe), der Grützbeutel (Atherom, Talgansammlung in Talgdrüsen der Haut) oder der Dickdarmpolyp. Vielfach bleiben sie lebenslang gutartig; einige von ihnen können jedoch Vorstufen bösartiger Tumore sein, wie beispielsweise Dickdarmpolypen, und sollten überwacht oder entfernt werden. Zu den gutartigen Schwellungen, die auch unter den Begriff Tumor fallen, gehören auch die entzündlichen Schwellungen. Sie erfüllen in aller Regel zudem die Kriterien einer Rötung (Rubor), einer Überwärmung (Calor) und einer Schmerzhaftigkeit (Dolor). Die klassischen Tumormarker sind negativ.
  • Bösartige Tumore teilen sich in zwei große Gruppen auf:
    • Karzinome, die sich von Epithelzellen (Zellen von inneren oder äußeren Oberflächen und ihren Anhangsorganen) ableiten, wie beispielsweise das Bronchialkarzinom, das Kolonkarzinom, das Magenkarzinom oder das Mammakarzinom. Im Sprachgebrauch wird der Begriff Krebs dafür verwendet. ; er führt nicht zu einer lokalen Schwellung, für die der Begriff Tumor gedacht ist.
    • Sarkome: Sie leiten sich vom Mesenchym (dem mittleren Keimblatt) ab und entstammen dem Binde- und Stützgewebe, dem neurogenen Gewebe bzw. Hirngewebe und dem Muskelgewebe (Beispiele: Glioblastom, Fibrosarkom, Osteosarkom, Chondrosarkom, Liposarkom, Uterussarkom, Melanosarkom, Angiosarkom, Rhabdomyosarkom, Kaposi-Sarkom).

Eine besondere Gruppe: Krebsartige Wucherung von Zellen des Bluts („Blutkrebs“), des Knochenmarks und des Immunsystems (Lymphgewebe): malignes Lymphom, Leukämie.

Müllerscher Mischtumor: Er entsteht im Uterus oder Ovar und enthält nach früherer Anschauung sowohl Sarkom- als auch Karzinomgewebe. Heute ordnet man ihn als monoklonale Neoplasie und metaplastisches Karzinom ein. (2)Oncol Res Treat. 2018;41(11):675-679. doi: 10.1159/000494335 (3)Int J Gynecol Cancer. 2002 Nov-Dec;12(6):687-90. DOI: 10.1046/j.1525-1438.2002.01151.x.

Krebshäufigkeit

Krebs nimmt mit zunehmender Lebenszeit der Bevölkerung an Häufigkeit zu. In Deutschland wird Krebs in einem Tumorregister erfasst. Das Robert-Koch-Institut veröffentlicht regelmäßig Statistiken (siehe hier).

Sterbefälle durch Malignome:

  • Frauen: Mammakarzinom 17,7%, Lungentumor 15,8%, Bauchspeicheldrüsenkrebs 8,7%, Eierstockkrebs 5,1% Leukämien 3,5%
  • Männer: Lungenkrebs 22,8%, Prostatakarzinom 12%, Darmkrebs 10,8%, Bauchspeicheldrüsenkrebs 7m4%, Leberkrebs 4,3%, Magenkrebs 4,2%, Leukämien 3,7%

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Diagnostik

Die Diagnostik beschränkt sich bei manchen Tumoren auf den klinischen Blick des erfahrenen Untersuchers (z. B. beim Lipom, Osteom oder bei Drüsenkörperzystchen im Magen).

In vielen Fällen wird jedoch eine genauere Untersuchung erforderlich. Je nach Tumorlokalisation und -art kommen verschiedene Untersuchungsmethoden infrage:

Tumordiagnostik
Darmkrebsvorsorge

Tumorverdacht

Ein Tumorverdacht liegt bei bestimmten Symptomen und Untersuchungsbefunden nahe:

Um eine bösartige Geschwulst nachzuweisen oder weitgehend ausschließen zu können, wird eine mehr oder weniger ausgedehnte Tumorsuche durchgeführt.

Tumorsuche

Krebsentstehung

Die Krebsentstehung hat genetische und epigenetische Grundlagen; zudem spielt das Immunsystem eine wesentliche Rolle. Dazu siehe hier.

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach Art des Tumors, seinem Stadium und seiner Vorbehandlung. In Betracht kommen folgende Methoden:

  • Operation zur Tumorentfernung (mit heilendem Ansatz, R0-Resektion) oder zur Vermeidung von Komplikationen.
    • Operation mit adjuvanter Chemotherapie: Anschließende Chemotherapie zur Erfolgssicherung, z. B. zur Verhinderung eines Tumorrezidivs.
    • Operation mit neoadjuvanter Chemotherapie: Chemotherapie bereits vor einer geplanten Operation, z. B. zur Herstellung einer Operabilität einer primär nicht operablen Tumormasse oder zur Erhöhung der Chance auf eine R0-Resektion.
  • Strahlentherapie zur Heilung, Tumorverkleinerung oder Symptomkontrolle.
  • Chemotherapie zur Tumorverkleinerung, ggf. auch Heilung, zur Erreichung einer Remission, bei bestimmten Blutkrebsarten zur Vorbereitung einer Knochenmarktransplantation.
  • Neuere Therapieoptionen mit Biologika, Immuntherapeutika und Substanzen, die gezielt in Signalwege eingreifen.

Die neuen Therapiemethoden basieren meist auf der Anregung eines Mechanismus, durch den sich gestörte Zellen selbst „programmiert“ absterben lassen können, die „Apoptose“. Bei einer Monotherapie droht jedoch die Entwicklung von Resistenzen. Als vielversprechend wird eine Kombination mit therapeutischen Eingriffen in andere Signalwege angesehen, so beispielsweise mit der Förderung einer „mitotischen Katastrophe“ und eines „autophagen Zelltods“. (4)Cell Death Dis. 2018 Feb; 9(2): 116.  doi:  10.1038/s41419-017-0062-z


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Verweise

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