Die Tumorsuche dient der Klärung des Verdachts auf einen bösartigen Prozess im Körper (Tumor, Krebs, Leukämie). Angestoßen wird sie meist durch Allgemeinsymptome, wie Gewichtsabnahme, Nachtschweiß oder ungewöhnliche Abgeschlagenheit, oder durch den Zufallsbefund einer unklaren Raumforderung. Sie beinhaltet im Wesentlichen Laborwerte inkl. Tumormarker und bildgebende Verfahren. Neuerdings erhält die liquid biopsy einen hohen Stellenwert.
Inhaltsverzeichnis
Indikationen
Häufige Indikationen für die Suche nach Krebs bzw. einer bösartigen Erkrankung sind folgende:
- die allgemeine Tumorvorsorge in fortgeschrittenem Alter, z. B.
- bzgl. Mammakarzinom: die Mammographie oder Sonographie der Brustdrüse,
- bzgl. Bronchialkarzinom: die Röntgenaufnahme der Lungen,
- bzgl. Kolonkarzinom: der FOBT und die Vorsorgekoloskopie,
- bzgl. Prostatakarzinom: Bestimmung des PSA (prostataspezifisches Antigen), Sonographie und ggf. Feinnadelpunktion,
- die Prädisposition für eine bösartige Erkrankung, z. B.
- familiäre Krebsbelastung,
- Krebs in der Eigenanamnese,
- Rauchen und andere Karzinogen-Belastung,
- chronische Entzündungen wie
- chronische Hepatitis mit Leberzirrhose bzgl. HCC,
- chronische Lungenspitzentuberkulose bzgl. Lungentumor (dort Pancoast-Tumor),
- chronische Pankreatitis bzgl. Pankreaskarzinom,
- chronisch entzündliche Darmkrankheit, speziell Colitis ulcerosa bzgl. Darmkrebs,
- Hämochromatose,
- unerklärte Symptome, die auch bei Tumoren auftreten können, wie
- eine ungeklärte Anämie,
- eine ungeklärte Symptomatik, die als Paraneoplasie verdächtigt werden kann, wie
- „B-Symptomatik“ wie Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme, ungeklärter Leistungsknick, Nachtschweiß, subfebrile Temperaturen, Kraftlosigkeit und daher Bewegungsarmut (Adynamie),
- ungeklärte Nervenreizbarkeit (Neuropathie),
- ungeklärte Thrombose und Lungenembolie, insbesondere wenn sie wiederholt auftreten (rezidivieren),
- ungeklärte Gelenkentzündungen etc.,
- Herdbildungen, die durch bildgebende Verfahren nachweisbar sind und als bösartig verdächtigt werden, z. B. raumfordernde Herde im Röntgenbild des Brustkorbs (Thorax), in einer CT-Untersuchung oder in einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums (Abdomen).
Ablauf einer Tumorsuche
Die allgemeine Tumorsuche beginnt bei der körperlichen Untersuchung; sie wird ergänzt durch Laborwerte und eine Reihe von technischen Untersuchungen.
- Körperliche Untersuchung: Körpergewicht (Gewichtsabnahme?), Suche nach Lymphknotenvergrößerungen an den typischen Lokalisationen, Resistenzen und Vorwölbungen, Raumforderungen bei der Palpation von Körperregionen, Thrombosen, Hauttumore (u. a. Melanom) etc.,
- Laborwerte, („große Routine“ mit Blutbild, Gerinnungswerte, Elektrophorese, Leberwerten, Nierenwerten, Bauchspeicheldrüsenwerten, Entzündungsparametern)
- Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG): stark erhöht, Sturzsenkung?
- Blutbild und Differenzialblutbild mit Leukozyten und Thrombozyten: Leukopenie? Thrombopenie? Maligne Zellen?
- Tumormarker: sie können auf das Vorliegen eines Tumors hinweisen, haben ihre besondere Bedeutung jedoch als Verlaufsparameter,
- je nach Verdacht weiterführende Untersuchungen (z. B. Immunelektrophorese, Immunfixation),
- Sonographie des Abdomens: Suche nach Raumforderungen, speziell in der Leber und im Pankreas; Sonographie spezieller Organe, wie der Schilddrüse, der Sexualorgane, der Prostata, der Brustdrüsen,
- Röntgenbild des Thorax / der Lungen: Raumforderungen?
- gynäkologische bzw. urologische Untersuchung (Mammae, Uterus und Adnexe bzw. Prostata),
- Magenspiegelung (Gastroskopie),
- Darmspiegelung (Koloskopie): Tumore, Darmpolypen?
Bei besonderen Befunden können spezifische Untersuchungen angezeigt sein. Beispiele: Bei einem Pleuraerguss oder Aszites wird durch Punktion Flüssigkeit gewonnen, die untersucht wird: Exsudat? Transsudat? Tumorzellen?
Ist der Tumorverdacht sehr hoch, kann – je nach individueller Gegebenheit – eine weitergehende, aufwendige und ggf. auch belastende und risikobehaftete Diagnostik indiziert sein. Dazu gehören z. B. eine (Ganzkörper-) Computertomographie, eine Magnetresonanztomographie, eine PET (Positronenemissionstomographie) oder die histologische Untersuchung eines verdächtigen Herdbefundes durch Biopsie oder eine chirurgische Exploration.
Wenn nach Ablauf dieses Untersuchungsschemas kein Tumor nachweisbar gewesen ist, sollte für den Fall, dass auch keine andere Krankheit als ursächlich für die Symptomatik gefunden werden konnte, die Tumorsuche nach einem gewissen Zeitraum (je nach Dringlichkeit z. B. in 6 – 12 Wochen) wiederholt werden.
Onkogene: Die Bestimmung von Onkogenen kann dazu dienen, das Krebsrisiko abzuschätzen. Ihre Bestimmung kann bei einer familiären Belastung mit Krebs die Bereitschaft für eine Krebsentstehung abschätzen lassen. Sie sind jedoch vieldeutig und meist nicht dazu geeignet, einen speziellen Tumor zu diagnostizieren (siehe hier).
Neue Entwicklungen
Liquid Biopsy: Zellfreie, im Blut zirkulierende Tumor-DNA sind diagnostisch verwertbar. Aus einer Blutprobe (liquid biopsy) können die Muster der in ihr enthaltenen fragmentierten DNA-Schnipsel aufgeschlüsselt werden. Diejenigen von Patienten mit Tumoren (Brust, Darm, Lunge, Ovar, Pankreas, Magen, Gallenwege) unterscheiden sich voneinander und von gesunden Probanden. Ein durch machine learning trainiertes Auswerteprogramm vermag die 7 Krebstypen mit hoher Sensitivität und Spezifität zu unterscheiden. Damit wird eine rasche Übersichtsuntersuchung ohne Invasivität möglich. (1)Nature. 2019 May 29. doi: 10.1038/s41586-019-1272-6.
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Verweise
Literatur