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Allgemeines
Ungesättigte Fettsäuren (engl.: polyunsattarated fatty acids) sind eine Gruppe von Fettsäuren, die Doppelbindungen tragen. Sie sind Bestandteile von Fetten und sind als solche für die Funktionsfähigkeit von Zellmembranen erforderlich. Ungesättigt bedeutet, dass die Kohlenstoffketten der Fettsäuren eine oder mehrere Doppelbindungen enthalten, im Gegensatz zu gesättigten Fettsäuren, die keine Doppelbindungen enthalten. Omega bezeichnet das Ende des Kohlenstoffgerüsts; Omega-3 bzw. Omega-6 bezeichnet die Stelle der Doppelbindung vom Ende des Kohlenstoffgerüsts aus rückwärts gezählt. Omega-…-Fettsäuren können vom Körper nicht gebildet werden; sie sind „essenziell“. Übliche Abkürzungen: UFA (ungesättigte Fettsäuren), PUFA (polyungesättigte Fettsäuren), n−3 FAs (omega-3 fatty acids).
Funktionen im Körper
Im Vergleich zu gesättigten Fettsäuren verleihen ungesättigte Fettsäuren den Fetten (Ester aus Glycerin und Fettsäuren) eine höhere Verformbarkeit, was in biologischen Membranen, so in Membranen der Körperzellen, zu einer größeren Verformbarkeit („Fluidität“) beiträgt. Die verschiedenen Margarinen sind streichfähiger als Butter, welche mehr gesättigte Fette enthalten.
Von besonderer Bedeutung sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Die Art der Ernährung beeinflusst damit die Eigenschaften von Zellmembranen und damit von Körperzellen.
Einfluss auf die „Fluidität“ von Zellmembranen
Anschaulich gemacht werden kann dies an der Verformbarkeit von roten Blutzellen (Erythrozyten), die sich durch engste Kapillaren hindurch quetschen. Sinkt ihre Membranfluidität und damit ihre Verformbarkeit, so ist die Mikrozirkulation des Bluts beeinträchtigt.
Die Fluidität der Zellmembranen ist auch ein entscheidender Faktor, der die Aufnahme von Substanzen in die Zellen mitbestimmt. Denn die Aktivität der in den Membranen befindlichen Transportmechanismen wird durch die Fluidität in ihrer direkten Umgebung bestimmt und sinkt mit zunehmender Rigidität. Alles, was in die Zellen oder aus ihnen hinaustransportiert werden muss, ist betroffen. Wenn die Lipide der Membranen von Leberzellen (Hepatozyten) durch Rigidität einen Stoffaustausch beeinträchtigen, leider die Gallebildung und es kommt zur Cholestase.
Eine Veränderung der Zusammensetzung der Fettmoleküle der Plasmamembran hat damit weit reichende Konsequenzen.
PUFA
Zu unterscheiden sind
- Omega-3 PUFA, die reichlich in Fischölen vorkommen,
- Omega-6 PUFA, die reichlich in pflanzlichen Ölen vorkommen.
PUFA sollen gesundheitsförderlich sein und werden daher vielfach Nahrungsmitteln zugesetzt oder als Nahrungsergänzungsmittel beworben. Die wissenschaftlichen Ergebnisse von Studien unterstützen dies jedoch nicht. (1)Cochrane Database Syst Rev. 2018 Jul 18;7(7):CD012345. doi: 10.1002/14651858.CD012345.pub2
- Mit PUFA angereicherte Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel sollen die Cholesterinwerte im Blut senken, können aber das Körpergewicht erhöhen. Aus einer Übersicht aus 49 Studien mit insgesamt 24272 Teilnehmern ergibt sich Folgendes: Ein erhöhter Anteil von PUFA in der Nahrung führt zu einer nur sehr geringen Senkung des Serum-Cholesterins (-0,12 mmol/l) ohne Veränderung des HDL oder LDL, einer sehr geringen Abnahme der Neutralfette (Triglyceride) im Blut (-0,12 mmol/l) und einer geringen Erhöhung des Körpergewichts (+0,76 kg). Möglicherweise wird das Risiko einer koronaren Herzkrankheit und von Gefäßkrankheiten inkl. Schlaganfall geringfügig gesenkt, die Todesraten (Mortalität) jedoch nicht signifikant beeinflusst. (2)Cochrane Database Syst Rev. 2018 Jul 18;7:CD012345. doi: 10.1002/14651858.CD012345.pub2
- Omega-6-polyungesättigte Fette wurden in 19 Studien an insgesamt 6461 Teilnehmern, die 1-8 Jahre nachverfolgt wurden, untersucht. Ihre Auswertung ergab sich eine Abnahme des Serum-Cholesterins um -0.33 mmol/l, keine oder nur eine nur geringfügige Auswirkung auf Adipositas (BMI -0,20 kg/qm), keine Veränderung von Triglyceriden, HDL und LDL im Serum. (3)Cochrane Database Syst Rev. 2018 Jul 18;7(7):CD011094. doi: 10.1002/14651858.CD011094.pub3
- Omega-3-Fettsäuren aus Fischen, die reichlich Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) enthalten, und aus einigen Pflanzen, die Alpha-Linolensäure (ALA)) enthalten, wurden in 79 Studien an 112059 Teilnehmern untersucht. Die Auswertung ergab, dass eine erhöhte Zufuhr von EPA und DHA keinen oder kaum einen Effekt auf kardiovaskuläre Krankheiten und die Mortalität hatten. (4)Cochrane Database Syst Rev. 2018 Jul 18;7(7):CD003177. DOI: 10.1002/14651858.CD003177.pub3
Wirkung als Therapeutika
- n-3 PUFA verbessern laut eine Metaanalyse von Studien Emotionen und Kognition von Frauen in den Wechseljahren. (5)Nutrients. 2022 May 9;14(9):1982. doi: 10.3390/nu14091982.
- PUFA scheint laut Studienauswertung keinen eindeutigen Effekt auf die von Eltern bewertete Symptomatik von Kindern mit ADHS auszuüben. (6)Cochrane Database Syst Rev. 2023 Apr 14;4(4):CD007986. doi: 10.1002/14651858.CD007986.pub3
- In einer dänischen Studie wurde gefunden, dass eine hohe Aufnahme von marinen n-3-PUFA mit einem geringeren Risiko für eine atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankung und akute schwere ischämische Ereignisse verbunden war, während für pflanzliche Alpha-Linolensäure kein Zusammenhang nachgewiesen werden konnte. (7)Eur J Nutr. 2023 Apr;62(3):1389-1401.
- Die spezielle marine Eicosapentaensäure (EPA), eine n-3 PUFA, war laut einer dänischen Studie mit einem geringeren Risiko für einen ischämischen Schlaganfällen verbunden, während für die gesamten marinen n-3-PUFA und DHA inkonsistente Ergebnisse beobachtet wurden. (8)Stroke. 2019 Feb;50(2):274-282
Verweise
Literatur