Sinusitis

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Allgemeines

Die Sinusitis ist eine akute oder chronische Nasennebenhöhlenentzündung. Genauer wäre die Bezeichnung Rhinosinusitis, da i. d. R. die Nasenschleimhaut gleichzeitig entzündet ist. Etwa jeder 8. Mensch leidet im Laufe seines Lebens an einer solchen Entzündung. Sie führt zu einer teilweise erheblichen Einschränkung der Lebensqualität (quality of life, QoL), kann Auswirkungen auf Körperfunktionen ausüben und Krankheiten fördern. Neben infektiösen Ursachen kommen eine Allergie und Reflux aus dem Magen als Auslöser in Betracht. (1)J Long Term Eff Med Implants. 2003;13(3):175-94. doi: 10.1615/jlongtermeffmedimplants.v13.i3.50. … Continue reading In seltenen Fällen ist die Reinigungsfunktion der Schleimhaut vermindert. (2)Dan Med J. 2017 May;64(5):B5361. PMID: 28552099.

Allergie
Refluxkrankheit – einfach erklärt

Lokalisation

Eine Entzündung kann in verschiedenen Nasennebenhöhlen entstehen. Nebenhöhlen der Nase erstrecken sich durch einen kleinen, mehr oder minder engen Zugang in Hohlräume verschiedener Knochen des Gesichtsschädels.

  • Stirnhöhlen = Sinus frontalis re/li,
  • Kieferhöhlen = Sinus maxillaris re/li,
  • Siebbeinzellen = Sinus ethmoidalis re/li;
  • Keilbeinhöhlen = Sinus spenoidalis re/li, selten betroffen)

Stirn- und Kieferhöhlen sind am häufigsten betroffen.

Entstehung

Die Nasennebenhöhlen sind mit Schleimhaut ausgekleidet. Ihre Oberflächenzellen produzieren ständig Schleim, der durch ein „Flimmerepithel“ nach außen transportiert wird. Die Schleimhaut übt damit eine Reinigungsfunktion aus. Voraussetzung ist eine offene Abflussmöglichkeit. Enge Öffnungen können bei einer Entzündung rascher zuschwellen und prädisponieren für wiederholte Sinusitiden und eine Chronifizierung. Ist das Ostium (die Öffnung) zugeschwollen, so kommt es zuerst durch Resorption der eingeschlossenen Luft zu einem Unterdruck und dann zu einem Sekretspiegel. Durch die Bakterienflora bildet sich Eiter, der zu einer zusätzlichen entzündlichen Verschwellung und anfänglich vermehrten Schleimproduktion der Nebenhöhlenschleimhaut führt. Schwellen die Schleimhäute nicht rasch ab, so steigt das Risiko einer Chronifizierung. Anlagemäßig enge Ostien prädisponieren zu Entzündungen. Nasale Polypen, wie sie bei Kindern vorkommen, können nicht nur die Nasenatmung behindern, sondern zu einer Sinusitis prädisponieren.

Als Auslöser einer Sinusitis kommen in Betracht:

  • eine Virusinfektion, z. B. banaler Schnupfen, grippaler Infekt,
  • eine bakterielle Entzündung (häufig Pseudomonas aeroginosa); sie kann sich manchmal in der Folge einer Virusentzündung als Superinfektion entwickeln,
  • Rauchen,
  • Refluxkrankheit.

Primäre ziliäre Dyskinesie

In seltenen Fälle besteht eine Veranlagung zu einer mangelhaften Reinigung der Atemwege inklusive der Nebenhöhlen wegen einer angeboren herabgesetzten Funktion des Flimmerepithels der Schleimhaut (Zilien der Oberflächenzellen). Die „mukoziliäre Clearance“ (mucociliary clearance, MCC) ist damit vermindert; es kommt zu einem Schleimverhalt. Folge ist, dass sich früh im Leben bereits Entzündungen des Tracheobronchialsystems häufen und eine chronische Bronchitis und Rhinosinusitis entsteht. Eine endoskopische Operation kann in solchen Fällen zu einem verbesserten Abfluss und einer besseren Prognose führen. (3)Int Forum Allergy Rhinol. 2017 Mar;7(3):240-247. DOI: 10.1002/alr.21873. Epub 2016 Nov 23. PMID: … Continue reading (4)Dan Med J. 2017 May;64(5):B5361. PMID: 28552099.

Symptomatik

Typisch sind frontale Kopfschmerzen. Bei der klinischen Untersuchung sind die Nervenaustrittspunkte (NAP2 und bei Stirnhöhlenentzündung NAP1) oft schmerzhaft. Manchmal tritt Fieber auf, was auf eine heftige Infektion hinweist. Eine erschwerte Nasenatmung zeigt an, dass die Nasenschleimhaut verschwollen ist. Kommen Husten und eitriger Auswurf hinzu, so besteht gleichzeitig eine Bronchitis. Asthma kann assoziiert sein.

Chronische Sinusitis

Die chronische Rhinosinusitis (CRS, chronische Nasennebenhöhlenentzündung) ist eine entzündliche Erkrankung der Nasennebenhöhlen, wobei die Nasenschleimhaut mit einbezogen ist. Für die Diagnose von CRS sind zwei der folgenden vier Symptome mindestens 12 Wochen lang vorhanden: vorderer oder hinterer Nasenausfluss, verminderte Riechfähigkeit (Hyposmie oder Anosmie), Gesichtsschmerzen oder -druck (Druckpunkte NAP2 schmerzhaft) oder verstopfte Nase (5)Cureus. 2024 Sep 26;16(9):e70276. doi: 10.7759/cureus.70276.

Besonderheit bei Kindern

Bei Kindern verläuft eine Sinusitis meist akut. In einer arabischen Studie werden folgende Symptome angegeben: Fieber (50 %), rote und geschwollene Augen (44 %), laufende Nase mit gelb-eitrigem Ausfluss (42 %), Husten (41 %), Kopfschmerzen (36 %) und Müdigkeit (30 %). Von den Kindern bis 13 Jahre, die in dem Zentrum wegen einer Rhinosinusitis behandelt wurden, waren in jeder der 4 Altersgruppen (je 3 Jahre) etwa gleich viele. Am häufigsten fanden sich kulturell Streptcoccus pneumoniae, Haemophilus influencae und Moxarella catarrhalis, seltener Streptokokken der Gruppen A und B.  (6)J Family Med Prim Care. 2021 Jun;10(6):2358-2362. DOI: 10.4103/jfmpc.jfmpc_2433_20. Epub 2021 Jul … Continue reading Je früher eine Sinusitis bei einem Kind auftritt, desto eher muss an eine angeborene Disposition, z. B. im Sinne einer „primären ziliären Dyskinesie“ gedacht werden. (7)Int Forum Allergy Rhinol. 2017 Mar;7(3):240-247. DOI: 10.1002/alr.21873. Epub 2016 Nov 23. PMID: … Continue reading (8)Dan Med J. 2017 May;64(5):B5361. PMID: 28552099.

Folgen

Die Sinusitis ist mit Asthma assoziiert. (9)South Med J. 1987 Sep;80(9):1141-7. doi: 10.1097/00007611-198708090-00017. PMID: 3306945.

Die akute Sinusitis kann bei unzureichender Behandlung chronifizieren. Eine chronische Entzündung kann Ursache von chronischem Husten durch eine „Abtropfbronchitis“ und von rezidivierenden Lungenentzündungen (Bronchopneumonien) sein. Eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung prädisponiert zu andauernden Kopfschmerzen, die wiederum zu einem Schmerzmittelabusus führen können.

Diagnostik

Durch bildgebende Verfahren (z. B. Sonographie oder Computertomographie) ist eine Nasennebenhöhlenentzündung eindeutig feststellbar.

In therapierefraktären Fällen ist diagnostisch an eine Allergie und an eine Pilzinfektion zu denken. Die nasale Flora sollte untersucht werden (Abstrich, Kultur). Bei einer chronischen Sinusitis und häufiger Antibiotikaeinnahme entwickeln sich nicht selten Methicillin-resistente Staphylokokken (MRSA). (10)Eur Arch Otorhinolaryngol. 2014 Jan;271(1):103-7. DOI: 10.1007/s00405-013-2492-2 . Epub 2013 Apr … Continue reading

Die Anamnese ergibt, ob sich die Entzündung in der Folge einer Erkältung / einer Virusinfektion entwickelt hat und ob eine Allergie vorliegt. Es sollte immer nach einer Refluxsymptomatik gefragt werden.

Therapie

Konservative Maßnahmen helfen bei gelegentlich auftretenden Nebenhöhlenentzündungen meist recht gut. Im Vordergrund stehen dabei abschwellende Maßnahmen, Inhalationen und bei schwerer bakterieller Entzündung Antibiotika. Empfohlen werden je nach individueller Gegebenheit Analgetika, topische intranasale Steroide und/oder Nasenspülungen mit Kochsalzlösung zur symptomatischen Linderung der Symptome (11)Otolaryngol Head Neck Surg. 2015 Apr;152(2 Suppl):S1-S39

Bei Kindern wird Amoxicillin (ohne Clavulansäure) als Erstlinien-Antibiotikum empfohlen. (12)Pediatrics. 2013 Jul;132(1):e262-80. DOI: 10.1542/peds.2013-1071. PMID: 23796742.

Bei Gefahr einer Chronifizierung sollte frühzeitig die Möglichkeit einer operativen Erweiterung der Eingänge zu den betroffenen Nebenhöhlen erwogen werden. Im Akutfall einer deutlichen Flüssigkeitsretention, die röntgenologisch als „Verschattung“ mit oder ohne Spiegelbildung erkennbar ist, kommt eine operative Drainage infrage.

Bei einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung (chronische Rhinosinusitis) stehen medikamentöse Maßnahmen (Abschwellung, Antibiotika nach Antibiogramm) im Vordergrund. Eine interventionelle Behandlung mittels funktioneller endoskopischer Nasennebenhöhlenchirurgie (FESS) kommt infrage, wenn solche Maßnahmen versagen. Wenn eine nicht-interventionelle Behandlung favorisiert wird, kommen auch osteopathische Manipulationen infrage, die allerdings einen nur beschränkten Stellenwert zu haben scheinen; sichere Studien und Metaanalysen fehlen (13)Cureus. 2024 Sep 26;16(9):e70276. doi: 10.7759/cureus.70276.


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Verweise

 

Literatur[+]