Lymphozyten

Das Wichtigste verständlich

Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und spielen bei der Immunabwehr des Körpers eine bedeutende Rolle. Sie werden im Blutbild bestimmt und geben Auskunft über spezielle Krankheiten, in denen das Immunsystem involviert ist.

Normbereich im peripheren Blut: 25 – 40 % der weißen Blutkörperchen.

Aufgaben: Lymphozyten sind neben den Granulozyten die zweite große Gruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die im Blut zu finden sind. Sie haben eine besondere Rolle im Abwehrsystem des Körpers und werden gemäß ihrer Herkunft und Funktion eingeteilt in natürliche Killerzellen (NK.Zellen), T-Zellen und B-Zellen.

  • Die natürlichen Killerzellen sind darauf spezialisiert, in einer Sofortaktion Virusinfektionen zu bekämpfen, indem sie die infizierten Zellen angreifen und über Zellauflösung (Lyse) oder Apoptose (programmierten Zelltod) in Abwesenheit von Antikörpern zerstören. Sie tragen auch entscheidend zur Erkennung und Zerstörung spontan entstehender Tumorzellen bei.
  • T-Zellen stammen aus dem Thymus. T-Zellen tragen zur Zell-vermittelten Immunität bei.
  • B-Zellen dagegen aus dem Knochenmark (Bone marrow). B-Zellen tragen zur Antikörper-vermittelten „humoralen“ Immunität bei.

Das Immunsystem: Basics

Normbereich

Meist wird die Lymphozytenzahl als Relativwert durch Auszählung im Differenzialblutbild angegeben: bei Erwachsenen 25 – 40 % der Leukozyten im Differenzialblutbild; bei Kindern Werte bis 50%.

Als absolute Grenzwerte gelten in etwa 1500 und 5000 Lymphozyten (in anderen Laboratorien 2900) pro Mikroliter. Die Werte können stark schwanken, so z. B. mit der Tageszeit oder mit der Stressbelastung.

Erhöhte Werte, Lymphozytose

Eine Lymphozytose liegt bei Werten über 5000 pro Mikroliter vor.

  • Virusinfektionen sind die häufigsten Ursachen einer Lymphozytose.
  • Typhus ist ein seltenes Beispiel einer bakteriellen Infektion mit Lymphozytose.
  • In der Überwindungsphase einer bakteriellen Erkrankung kann es zu einer reaktiven Lymphozytose kommen.
  • Bösartige Erkrankungen des Immunsystems (Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin-Lymphom. Formen einer Leukämie): hierbei können die Lymphozytenzahlen extrem stark erhöht sein (leukämoide Reaktion bei Werten über 25000 pro Mikroliter).

Erniedrigte Werte, Lymphopenie

Eine Lymphopenie liegt bei Werten unter 1500 pro Mikroliter vor.

  • Bakterielle Infektionen,
  • Systemischer Lupus erythematodes (dabei Nachweis von antilymphozytären Antikörpern möglich),
  • Tuberkulose (dabei CD4-Zellen besonders stark erniedrigt)
  • AIDS (dabei auch Abnahme des CD4-/ CD8-Quotienten),
  • unter Therapie mit Glukokortikoiden,
  • Morbus Cushing
  • Reaktion auf eine Chemotherapie,
  • Reaktion auf eine Strahlentherapie,
  • Immunsuppression einer Autoimmunkrankheit oder nach einer Organtransplantation.

Erklärungen – Allgemeines

Im Differenzialblutbild imponieren die Lymphozyten als rundkernige Zellen mit meist schmalem Zytoplasmasaum; wenige weisen einen etwas breiteren Saum auf; bei der Differenzierung werden sie daher häufig in große und kleine Lymphozyten unterteilt. Sie unterscheiden sich leicht von den Granulozyten, deren Kerne unregelmäßig, teils stabförmig, erdnusskernartig oder gelappt sind.

Während Granulozyten des Bluts, die andere große Gruppe der Leukozyten, ausschließlich aus dem Knochenmark stammen, werden Lymphozyten auch in lymphatischem Gewebe wie Lymphknoten, Thymus und Milz gebildet.

Nur etwa 2 % der Lymphozyten befinden sich in der Blutbahn und bleiben dort auch nur für kaum 1 Stunde; die meisten sind im lymphatischen System stationär und begeben sich nur gelegentlich in die Zirkulation.

Aufgabe und Typen

Lymphozyten üben Funktionen im Rahmen der körpereigenen, erworbenen (adaptiven) Immunabwehr aus. Sie lassen sich entsprechend ihrer unterschiedlichen Aufgaben in verschiedene Typen unterteilen. Ein Teil von ihnen, die B-Zellen, sind für die humorale Abwehr durch Antikörperproduktion verantwortlich, die andere Gruppe, die T-Zellen, haben Funktionen bei der Aktivierung der B-Zellen und bei der direkten Abtötung auffälliger Zellen. Die B-Lymphozyten machen etwa 70 – 80 %, die T-Zellen 20 – 30 % der gesamten Lymphozyten aus.

B-Lymphozyten

  • Die B-Lymphozyten entstammen pluripotenten hämatopoetischen Stammzellen aus dem Knochenmark (bone marrow: daher B-Zellen) und sind in der Lage, sich zu Antikörper-produzierenden Plasmazellen und zu „Gedächtniszellen“ zu entwickeln. Frisch im Knochenmark gebildete B-Zellen enthalten an ihrer Oberfläche Antigenrezeptoren, die sich durch „produktive Genumordnung“ auf bestimmte Antigene spezialisieren und eine Bildung spezifischer Antikörper auslösen. Werden sie durch Antikörper stimuliert, wandern sie zu den Keimzentren von lymphatischen Organen (Milz, Lymphknoten, Knochenmark), vermehren sich dort und bilden Antikörper-produzierende Zellklone; sie differenzieren sich zu Plasmazellen und produzieren große Mengen löslicher Antikörper, die die gleiche Spezifität gegen das Antigen besitzen wie die Oberflächenrezeptoren der B-Zellen, die den Erstkontakt mit dem Antigen hatten. B-Lymphozyten sind damit für die „humorale“ Abwehr von Antigenen zuständig, d. h. für die Abwehr durch lösliche spezifische Antikörper.

T-Lymphozyten

  • Die T-Lymphozyten entstammen wie die B-Zellen pluripotenten hämatopoetischen Stammzellen des Knochenmarks, wandern dann jedoch in den Thymus, wo sie sich vermehren (daher T-Zellen). Ein Teil von ihnen ist für die Aktivierung der B-Zellen erforderlich; sie werden daher als T-Helferzellen bezeichnet und tragen auf ihrer Oberfläche das CD4-Antigen. Damit T-Zellen B-Zellen aktivieren können, müssen sie auf der Oberfläche der B-Zellen die Antigene präsentiert bekommen („Antigenpräsentation“). Dazu internalisieren die B-Zellen die von ihnen gebundenen Antigene in den Zellleib und koppeln sie dort mit einem „MHC-Molekül“; das Kopplungsprodukt wird wieder an die Oberfläche der B-Zelle gebracht, wo es von den T-Zellen über ihre T-Zell-Rezeptoren erkannt werden kann. Daraufhin bewirken sie über Ausschüttung von Zytokinen die B-Zell-Aktivierung. Ein kleinerer Teil der T-Zellen entwickelt sich zu T-Suppressorzellen, die CD8-Rezeptoren auf ihrer Oberfläche tragen; sie sind in der Lage, die Antigen präsentierenden Zellen direkt zu zerstören. Der CD4/CD8-Quotient kann diagnostisch bedeutsam sein. Neben den CD4- und CD8-Zellen gibt es in geringerer Menge sog. „regulatorische T-Zellen“, die an ihrer Oberfläche CD25-Rezeptoren tragen. Ihre Bildung erfolgt durch Aktivierung von dafür zuständigen Genen über den FOXP3-Transkriptionsfaktor. Sie verhindern, dass sich die Antikörperantwort der Lymphozyten nicht überschießend auch gegen körpereigenes Gewebe richtet, und wirken damit gegen die Entstehung von Autoimmunkrankheiten. FOXP3-Mutationen führen zu einer überschießenden Autoimmunreaktion und damit zu frühzeitig sich manifestierenden Autoimmunkrankheiten, wie z. B. zum IPEX-Syndrom.

Unterdrückung der Lymphozyten-Reaktion


→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes!
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.


Verweise