Lymphomkrankheit

Als Lymphomkrankheit wird eine Erkrankungen des lymphatischen Systems verstanden, die mit vergrößerten Lymphknoten (Lymphomen) einhergeht. Der Begriff „malignes Lymphom“ wird benutzt, wenn unkontrolliertes Wachstum des lymphatischen Gewebes festgestellt wird. (1)Radiol Clin North Am. 2008 Mar;46(2):175-98, vii. DOI: 10.1016/j.rcl.2008.03.005. PMID: 18619375. (2)Prim Care. 2016 Dec;43(4):661-675. DOI: 10.1016/j.pop.2016.07.012

Entstehung

Ein Lymphom ist eine bösartige Neubildung, die von B- oder T-Lymphozyten oder natürlichen Killerzellen ausgeht. Sie besteht aus einer klonalen Proliferation entarteter Zellen. Zu den Lymphomen gehören verschiedene Unterarten, die sich sowohl durch den Verlauf, die Symptomatik und die molekulargenetischen Marker unterscheiden lassen. Bei der Entstehung spielen epigenetische Einflüsse sowohl auf die Tumorzellen als auch auf die umgebenden Zellen eine Rolle, die das „Microenvironment“ (Mikroumgebung) beeinflussen, welches wiederum die Art des Wachstums und der Ausbreitung mitbestimmt (3)Cancers (Basel). 2022 Mar 13;14(6):1469. DOI: 10.3390/cancers14061469. Die verschiedenen wirksamen genetischen und epigenetischen Veränderungen haben zu inzwischen mehr als 80 Subtypen geführt. (4)Cancer J. 2020 May/Jun;26(3):176-185. DOI: 10.1097/PPO.0000000000000451

Diagnostik

Die körperliche Untersuchung beinhaltet die sorgfältige Überprüfung der Lymphknotenstationen: Kopf vor und hinter den Ohren, unter dem Unterkiefer, Hals, Nacken, oberhalb der Schlüsselbeine, in den Achselhöhlen, an den Innenseiten der Unter- und Oberarme, in den Leisten (siehe hier).

Lymphknotenvergrößerungen (Lymphome) nahe der Magenwand, Endosonographie

Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) findet vergrößerte Lymphknoten im Körper, insbesondere intraabdominell (im Bauchraum), kann ggf. infiltratives Wachstum wahrscheinlich machen und dient zur Ausmessung geeigneter Lymphome für die Verlaufskontrolle.

Laborwerte lassen Blutbildveränderungen inkl. Veränderungen der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und ggf. eine Erhöhung der Entzündungsparameter erkennen.

Weitere Untersuchungen beinhalten je nach bisherigen Untersuchungsbefunden und Diagnoseverdacht weitere bildgebende Verfahren, eine Lymphknotenbiopsie und eine Knochenmarkbiopsie zur histologischen und molekularbiologischen Untersuchung. (5)Radiol Clin North Am. 2008 Mar;46(2):287-312, ix. DOI: 10.1016/j.rcl.2008.03.002. PMID: 18619382.

Maligne Lymphome

Zu den Lymphomkrankheiten im engeren Sinn zählen die bösartigen (malignen) Typen:

Multiple Lymphknotenvergrößerungen, die nicht im Rahmen einer Infektionskrankheit aufgetreten und schmerzlos sind, sollten an ein malignes Lymphom denken lassen und weiter abgeklärt werden.

Eine Milzvergrößerung (Splenomegalie) kann sowohl bei einem malignen Lymphom als auch bei nicht-malignen Lymphknotenvergrößerungen, beispielsweise im Rahmen einer Viruserkrankung (s. u.), vorkommen.

Maligne Lymphome

Lymphome im Bauchraum

Lymphknotenvergrößerungen in der Milzpforte und Splenomegalie. Der Befund lässt den Verdacht auf ein malignes Lymphom aufkommen.

Lymphome im Bauchraum sind nur durch bildgebende Verfahren erkennbar. Am häufigsten treten sie sekundär im Rahmen einer Erkrankung mit allgemeinen Lymphknotenvergrößerungen auf (Erkrankung mit lymphotropen Viren, malignes Lymphom, Metastasen eines intraabdominellen Tumors).

Unter den malignen Lymphomen, die primär im Bauchraum gefunden werden, sind die Magenlymphome mit 4 – 20 % die häufigsten. Ihre häufigsten Unterformen wiederum sind das „diffuse large B-cell lymphoma“ (DLBCL) und das Mucosa-assoziierte lymphoid tissue“ (MALT). (6)Semin Oncol. 1999 Jun;26(3):324-37. PMID: 10375089. (7)J Dig Dis. 2015 Apr;16(4):169-76. DOI: 10.1111/1751-2980.12234.PMID: 25678011. (8)World J Gastroenterol. 2011 Feb 14;17(6):697-707. DOI: 10.3748/wjg.v17.i6.697. PMID: 21390139; … Continue reading

Lymphome ohne Malignität

Als Lymphome werden auch Lymphknotenvergrößerungen bezeichnet, die gutartig (benigne) sind und im Rahmen einer Infektions- oder Autoimmunkrankheit auftreten. Sie sind meist multipel nachweisbar und oft nicht einfach von Lymphknotenvergrößerungen einer bösartigen (malignen) Lymphomkrankheit (s. o.) zu unterscheiden. Beispiele sind Viruserkrankungen (wie Mumps, Röteln, Masern). Insbesondere kann Mumps zu erheblichen Schwellungen von Lymphknoten führen, die auch an ein malignes Lymphom denken lassen. Infektiös bedingte Lymphome sind meistens schmerzhaft und liegen im lymphatischen Abflussbereich der Entzündung. Bei einem Racheninfekt schwellen beispielsweise die Lymphknoten unter dem Unterkiefer und am Hals an (Angina tonsillaris).

Lymphknotenmetastasen

Lymphknotenvergrößerungen durch Krebsbefall (Lymphknotenmetastasen) sind bei Tumorkrankheiten immer zu gewärtigen und werden im Rahmen der klinischen Untersuchung besonders sorgfältig gesucht. Sie sind von denen einer Virusinfektion oder einer malignen lymphatischen Systemerkrankung relativ gut abzugrenzen, wenn sie sehr derb und schmerzfrei sind, besonders dann, wenn sie zudem mit der Umgebung oder untereinander verwachsen („verbacken“) sind. Auch maligne Lymphome können miteinander verbacken und schmerzlos sein und infiltrativ wachsen. Der histologische Befund klärt die Diagnose. Lymphknotenmetastasen liegen primär im Lymphabflussgebiet des jeweiligen Primärtumors. Schmerzlose derbe Lymphknoten in einer Achselhöhle bei einer Frau sollten an ein Mammakarzinom denken lassen. Ein derber Lymphknoten, der links oberhalb des linken Schlüsselbeins (Clavicula) tastbar ist, kann auf ein Magenkarzinom hindeuten. Er wird dann als Virchow’scher Lymphknoten bezeichnet.


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Verweise

 

Literatur[+]