Angiopathie bedeutet Erkrankung der Blutgefäße. Verwendet wird der Begriff in der Regel für Veränderungen der Gefäßwände im Bereich der Arterien und Arteriolen, also derjenigen Gefäße, die für die arterielle Versorgung von Organen und Geweben verantwortlich sind. Eine Angiopathie kann demnach zu einer Beeinträchtigung der Blutversorgung und damit der Funktionsfähigkeit der betroffenen Organe und Körperteile führen. Es werden eine Makroangiopathie und eine Mikroangiopathie unterschieden.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Die Arteriosklerose ist bei weitem die häufigste Ursache einer Angiopathie. Sie tritt hauptsächlich im Rahmen einer Zuckerkrankheit, einer Hypertonie (Bluthochdruck) und einer Fettstoffwechselstörung auf. Ebenfalls kommen Entzündungen (Angiitis) und degenerative Gefäßwandveränderungen in Betracht. Eine Einlagerung von Amyloid führt zur Amyloidangiopathie; sie kann im Gehirn zu Funktionsausfällen führen. (1)Isr Med Assoc J. 2006 Nov;8(11):803-6. PMID: 17180835. Eine Post-partum-Angiopathie beruht auf Gefäßkonstriktionen im Gehirn mit den Folgen von Kopfschmerzen, Subarachnoidalblutungen und schlaganfallähnlichen Funktionsausfällen. (2)Neurocrit Care. 2005;3(1):91-7. DOI: 10.1385/NCC:3:1:091 (3)J Biomed Sci. 2022 Sep 21;29(1):72. DOI: 10.1186/s12929-022-00857-4
Typen
Makroangiopathie: Stenosierende Angiopathien großer Gefäße führen zu arteriellen Durchblutungsstörungen durch Verengungen noch vor den Endorganen. Beispiele: periphere arterielle Verschlusskrankheit, paVk (arteriosklerotische Angiopatie), und Arteriitis temporalis Horton (entzündliche Angiopathie).
Mikroangiopathie: Stenosierende Angiopathien kleiner und kleinster Gefäße führen zu diffusen Durchblutungsstörungen in den Endorganen selbst. Die diabetische Mikroangiopathie ist ein Beispiel für die Auswirkungen, z. B. an den Nerven (z. B. Verengung der Vasa nervorum: Folge diabetische Neuropathie; Verengung der kleinen Gefäße am Fuß: Folge diabetisches Fußsyndrom). Die diabetische Nephropathie ist ebenfalls eine Form einer Mikroangiopathie.
Eine der häufigsten Ursachen einer Makro- und Mikroangiopathie ist die Zuckerkrankheit. Sie ist die Hauptursache des diabetischen Spätsyndroms. Dazu siehe hier.
Diagnostik
Eine Makroangiopathie wird durch Gefäßgeräusche auffällig und durch Dopplersonographie, Duplexsonographie und angiographische Methoden gesichert. In einer Angiographie lassen sich umschriebene Verengungen erkennen.
Eine Mikroangiopathie lässt sich, wenn erforderlich, histologisch sichern. Durch Mikroskopie der Nagelbettgefäße und Betrachtung des Augenhintergrunds (Augenspiegeluntersuchung) können bestimmte Gefäßgebiete direkt beobachtet werden. Im Herzen kann eine Mikroangiopathie der feinen Aufzweigungen der Koronararterien zu einer Herzinsuffizienz und Herzbeschwerden führen. In der Koronarangiographie lässt sich in diesen Fällen ein besonders langsamer Abfluss des Kontrastmittels erkennen, für den keine ausreichende Ursache durch eine Makroangiopathie (Koronarstenose) zu finden ist. (4)Int J Cardiol. 2019 Sep 15;291:29-35. doi: 10.1016/j.ijcard.2019.02.030 In ähnlicher Weise gibt es mikroangiopathische Gefäßveränderungen in anderen Organen, wie den Nieren und den Lungen, jeweils mit organtypischen Funktionsstörungen.
Therapie
Durchblutungsstörungen durch eine Makroangiopathie lassen sich durch Kathetermanipulationen interventionell bessern (Ballondilatation von Stenosen und Stenteinlage).
Durchblutungsstörungen durch eine Mikroangiopathie sind schwierig zu behandeln. Eine Besserung kann durch Herabsetzung der Blutviskosität (Besserung der Fließeigenschaften im Kapillarbereich) erzielt werden.
Eine Herabsetzung der Blutgerinnbarkeit durch Antikoagulanzien ist in vielen Fällen zur Vorbeugung von Thromboembolien angezeigt.
Die jeweilige Ursache der Gefäßveränderungen, z. B. Arteriosklerose, Hypertonie, Diabetes mellitus, Angiitis (z. B. im Rahmen einer Autoimmunkrankheit), muss identifiziert und behandelt werden.
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Verweise
Literatur