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Das Wichtigste verständlich
Adalimumab (z. B. Humira®) ist ein humaner (von menschlichen Immunzellen gebildeter) monoklonaler Antikörper gegen den Botenstoff TNF-alpha; er gehört zu den „disease-modifying antirheumatic drugs“ (DMARDs). Der Antikörper wird subkutan (unter die Haut) injiziert. Er dient der Behandlung chronisch entzündlicher Erkrankungen, wie der rheumatoiden Arthritis oder chronisch entzündlichen Darmkrankheiten, wie dem Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa.
Adalimumab wirkt als Antikörper gegen TNF-alpha, einen Botenstoff, der als Entzündungsvermittler im Körper bei akuten und bei chronischen Infektionen eine zentrale Rolle spielt. Nebenwirkungen sind nicht häufig, aber immer zu berücksichtigen. Wie auch andere Antikörper gegen TNF-alpha, erhöht Adalimumab das Risiko einer Infektion, auch das der Reaktivierung einer Tuberkulose. Gelegentlich kann es eine Überempfindlichkeitsreaktion auslösen. |
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Wirkmechanismus
Adalimumab blockiert den TNF-α-Signalweg. TNF wird vor allem von Makrophagen freigesetzt, um andere Zellen des Immunsystems zu alarmieren und eine Entzündungsreaktion auszulösen. Adalimumab reguliert spezielle Signale (MMP-1 und MMP-3), die entzündliche Reaktionen vermitteln, herunter. Im Knochen wird die Reifung und Aktivierung von Osteoklasten (Knochen-abbauende Zellen) gehemmt, was bei chronischen rheumatischen Krankheiten günstig wirkt.
Adalimumab wird von nur einem Klon von B-Lymphozyten/Plasmazellen (eine künstliche Verschmelzung von Antikörper-produzierenden B-Zellen mit Zellen einer Myelom-Zelllinie) gebildet: Es ist ein monoklonaler Antikörper. Er ist monospezifisch gegen nur eine Oberflächenstruktur des TNF-alpha-Moleküls (Epitop) gerichtet. Infliximab dagegen, welches früher als Adalimumab entwickelt wurde, enthält Antikörper von mehreren Klonen von Immunzellen (= polyklonal), die gegen unterschiedliche Epitope des TNF-alpha-Moleküls gerichtet sind; Infliximab ist ein polyklonaler Antikörper. Dieser Unterschied erklärt möglicherweise etwas unterschiedliche Wirkeffekte beider Medikamente (s. u.). (1)Aliment Pharmacol Ther 2016;43:994-1003.
Indikationen
Chronische Entzündungsprozesse, die durch einen hohen Spiegel an Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha) unterhalten werden. Dazu gehören folgende:
- rheumatoide Arthritis,
- nicht-infektiöse Uveitis (Augenentzündung) (2)Adv Clin Exp Med. 2020 Oct;29(10):1231-1236. DOI: 10.17219/acem/125431. PMID: 33125196.
- Psoriasis (5)Drug Des Devel Ther. 2018 Jul 4;12:2005-2016. doi: 10.2147/DDDT.S160431. und Psorias-Arthritis,
- Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) und
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn, Therapie und Aufrechterhaltung einer Remission (6)Inflamm Bowel Dis. 2019 Feb 8. doi: 10.1093/ibd/izz008.
- Hidradenitis suppurativa (Entzündung der Haarfollikel ungeklärter Genese, Sonderform der Akne): Adalimumab führte in einer Studie zu einer signifikanten Besserung (nach 16 Woche Besserung bei 41,8% vs. 26% unter herkömmlicher Therapie). (7)N Engl J Med. 2016 Aug 4;375(5):422-34. DOI: 10.1056/NEJMoa1504370. PMID: 27518661.
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Komplikationen und Nebenwirkungen
Es kann unter der immunsuppressiven Wirkung von Adalimumab selten zu adversen Reaktionen und Komplikationen kommen. Zu ihnen gehören:
- eine Exacerbation (erneutes Auftreten) von Infektionserkrankungen, so z. B. einer Tuberkulose oder von opportunistischen Infektionen; diese sollten vor Therapiebeginn ausgeschlossen sein,
- allergisch-hypererge Reaktionen,
- möglicherweise eine Erhöhung des Risikos für eine Lymphomerkrankung.
Vorbedingungen
Vorbedingungen für die Anwendung von Anti-TNF-alpha-Antikörpern ist der weitestmögliche Ausschluss einer verborgenen Infektion mit einem Erreger, der im Verborgenen lebt (wie Tuberkelbakterien) und unter der Hemmwirkung erneut auftreten (exazerbieren) und eine schwere offene Infektion hervorrufen kann. Dazu gehören Tuberkulose (Intracutantest), Hepatitis B (HBSAg, ggf. HBV-DNA), bei Immungeschwächten auch opportunistische Infektionen mit Pneumocystis carinii, Listeriose, disseminierte Histoplasmose und Aspergillose. Unter Anti-TNF-alpha ist eine Überwachung bezüglich einer solchen Infektion erforderlich.
Cave: unter Immunsuppression keine Impfungen mit Lebendimpfstoffen!
Vorsichtsmaßnahmen
Die Vorbedingungen für eine Therapie und die Überwachungsmaßnahmen sind prinzipiell dieselben, wie für Infliximab beschrieben.
Cave: opportunistische Infektionen, Tuberkulose kann unter der Behandlung in seltenen Fällen reaktiviert werden. Alle Patienten sollten laut einer Empfehlung jährlich auf Tuberkulose untersucht werden. Auch werden Impfungen gegen Pneumokokken, Grippe und Hepatitis B empfohlen. (8)J Manag Care Pharm. 2011 Nov-Dec;17(9 Suppl B):S14-8. doi: 10.18553/jmcp.2011.17.s9-b.S14.
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Erfahrungen
Der erste Anti-TNF-apha-Antikörper war Infliximab, ein polyklonaler und polyspezifischer (gegen verschiedene TNF-alpha gerichtete Epitope gerichteter) Antikörper. Adalimumab wurde als monoklonaler Antikörper einige Jahre später entwickelt. Infliximab wird (nach einer Einleitungsphase) alle 8 Wochen per intravenöser Infusion verabreicht, während Adalimumab alle 2 Wochen subkutan injiziert wird, was einer ambulanten Versorgung eher entgegenkommt.
Ein direkter Vergleich zwischen Adalimumab und Infliximab zeigte in einer retrospektiven Studie, dass beide Präparate bei der Colitis ulcerosa etwa gleich gut wirken. Die klinischen Remissions- und Ansprechraten nach 8 und 52 Wochen waren vergleichbar (klinisches Ansprechen 76,7 % vs. 86,7 % nach 8 Wochen, 76,7 % vs. 72,3 % nach 52 Wochen und klinische Remission 56,7 % vs. 47 % nach 8 Wochen sowie 50 % vs. 39,8 % nach 52 Wochen) (9)Gut Liver. 2021 Mar 15;15(2):149-150. doi: 10.5009/gnl210098. Eine andere retrospektive Auswertung von Studien besagte, dass Patienten, die mit Infliximab behandelt wurden, weniger Kortikosteroide benötigten. (10)Aliment Pharmacol Ther 2016;43:994-1003.
Inzwischen wurden weitere TNF-alpha-Hemmer entwickelt, wie Certolizumab pegol und Golimumab. Antikörper gegen Interleukin-17, wie Secukinumab und Bimekizumab, scheinen bei ähnlichen Indikationen wie Adalimumab wirksam zu sein. Um eine individuaisierte Behandlung durchführen zu können, sind weitere Studien erforderlich. (11)Front Immunol. 2021 Dec 23;12:755844. DOI: 10.3389/fimmu.2021.755844
Nur etwa 40 % der Patienten mit rheumatoider Arthritis zeigten ein ACR50-Ansprechen nach einer Adalimumab-Monotherapie. Die Kombination mit Methotrexat jedoch war einer Monotherapie der Einzelsubstanzen deutlich überlegen. (12)Arthritis Rheum. 2006 Jan;54(1):26-37. doi: 10.1002/art.21519.
Im Vergleich mit Secukinumab, einem monoklonalen Antikörper gegen Interleukin-17A, wurde in einer Studie festgestellt, dass es bei der Behandlung einer Psoriasisarthritis bezüglich ACR20-Response zu Woche 52 ähnlich gut abschneidet (62% vs. 67%). In beiden Gruppen gab es sehr wenige schwere Infektionen als Komplikation (1% vs. 2%). (13)Lancet. 2020 May 9;395(10235):1496-1505. DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30564-X.
Gegenüber Bimekizumab, einem weiteren Antikörper gegen Interleukin-17A, war es geringfügig unterlegen, wies aber weniger schwerwiegende Nebenwirkungen (Candidiasis, Diarrhoe) auf. (14)N Engl J Med. 2021 Jul 8;385(2):130-141. DOI: 10.1056/NEJMoa2102388.
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Verweise
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Literatur