Ulcus recti simplex (engl. solitary rectal ulcer syndrome, SRUS) bedeutet einzelnes Geschwür im unteren Mastdarm. Es ist eine Komplikation des obstruktiven Defäkationssyndroms (ODS) und assoziiert mit einem offenen oder okkulten Analprolaps (Rektalprolaps) 1.
→ Obstruktives Defäkationssyndrom
Entstehung
Als Genese des Ulcus recti simplex wird eine mechanische Beanspruchung bei der Defäkation vermutet. Wegen seiner bevorzugten Lage direkt gegenüber dem inneren Eingang zum Analkanal kommt es dort durch Pressen zu einer Vorwölbung der Rektumschleimhaut (rektale Intussuszeption), die gegenüber dem Darmausgang zu liegen kommt. Dies führt zu einer mechanischen Alteration und schließlich einem Druckgeschwür. Grundlage ist in der Regel eine Schwäche des Bindegewebes im Beckenbereich. Sie ist auch mit einer Stuhlinkontinenz assoziiert, die vermutlich durch eine Schädigung des Pudendus-Nerven zustande kommt. 2 Heute wird eine „Dyssynergie“ der Beckenbodenfunktionen in den Vordergrund gestellt, was therapeutische Biofeedback-Versuche aussichtsreich erscheinen lässt (s. u.) 3.
Diagnostik
Wenn lediglich ein okkulter, intermittierender Analprolaps besteht, kann u. U. das endoskopische Bild eines solitären Geschwürs schwierig zu deuten sein. Es muss jedoch der Verdacht auf einen Analprolaps geäußert und ihm diagnostisch nachgegangen werden. Die wichtigste diagnostische Maßnahme ist eine Defäkographie, bei der sich die zu vermutende Rektozele nachweisen lässt. Eine anale Manometrie lässt eine oft assoziierte Sphinkterschwäche und Inkontinenz erkennen. Ihre zugrunde liegende Ursache wird durch eine Untersuchung der Innervation (Pudendus-Untersuchung, Messung der Nervenleitgeschwindigkeit) geklärt.
Behandlung
Genaue Klärung vor Behandlung: Ohne genaue Diagnose wird häufig versucht, mit lokalen antientzündlichen Maßnahmen das Ulkus zum Abheilen zu bringen. Dies ist meistens jedoch wenig erfolgreich; sodass gelegentlich auch an ein malignes Geschwür gedacht wird.
Behebung einer Blutung: Konventionelle endoskopische Methoden der Blutstillung sind effektiv. Auch die Argon-Plasma -Koagulation ist eine wirksame Therapiemöglichkeit. Sie kontrollierte in einer Untersuchung nicht nur Blutungen bei Patienten mit SRUs, sondern führte auch zu einer Heilung rektaler Geschwüre 4.
Behebung eines Rektalprolapses: Das Ulcus recti simplex verläuft chronisch, solange die eigentliche Ursache nicht behoben ist. Erst eine erfolgreiche Behandlung des Rektalprolapses (Analprolaps), z. B. durch eine Rektopexie (operative Fixierung), bringt das Geschwür zur Heilung. 5 6
Biofeedback-Therapie: Ziel ist eine Verbesserung der Darminnervation und der Schleimhautdurchblutung. In einer Untersuchung war der Blutfluss bei Patienten mit SRUs im Vergleich zu Kontrollen signifikant erniedrigt. Die angewandte Biofeedback-Methode Biofeedback führte zu einer signifikanten Verbesserung der rektalen Schleimhautdurchblutung und einer subjektiven Symptomverbesserung 7.
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Verweise
Referenzen
- Curr Opin Gastroenterol. 2021 Jan;37(1):59-65. doi: 10.1097/MOG.0000000000000689.[↩]
- Clin Gastroenterol. 1986 Oct;15(4):985-10029[↩]
- Curr Opin Gastroenterol. 2021 Jan;37(1):59-65. doi: 10.1097/MOG.0000000000000689[↩]
- Prz Gastroenterol. 2017;12(2):128-134[↩]
- G Chir. 1996 Jun-Jul;17(6-7):320-2. PMID: 9241322.[↩]
- J Med Case Rep. 2013 May 30;7:133. DOI: 10.1186/1752-1947-7-133. [↩]
- Gut. 2004 Mar;53(3):368-70. doi: 10.1136/gut.2003.025643[↩]