Pestizide insbesondere der neuen Gruppe der Neonikotinoide bewirken nicht nur eine Reduktion schädlicher Insekten sondern auch von nützlichen Bienenkolonien. 1 Gelangen sie in neugeborene Ratten, so führen sie zu einer verzögerten Gehirnentwicklung. Es wird zunehmend befürchtet, dass die weltweite und unkontrollierte Verwendung dieser neuen Pestizide eine negative Auswirkung auch auf andere Säugetiere und damit auch auf die menschliche Gehirnentwicklung hat. 2 3
Wissenschaftliche Erkenntnisse
Organische Phosphate: Eine Untersuchung an 8-jährigen Kindern von Farmarbeitern in North Carolina ergab einen erhöhten Spiegel an organischen Phosphaten verglichen mit städtischen Kindern, die jedoch zwei anderen Klassen von Insektiziden (Organochlorine [OCs] und Pyrethroide) stärker ausgesetzt waren. Die Studie fand unterschiedliche WISC-V-Werte (Visual-Spatial Index), VSI-Werte (Visual-Spatial Index) bzw. VCI-Werte (Verbal Comprehension Index) und kam zum Ergebnis, dass die „allgegenwärtige Vielzahl von Pestiziden nachteilige Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung junger Latino-Kinder hat, unabhängig davon, ob sie in ländlichen oder nicht-landwirtschaftlichen Umgebungen leben“. 4
Die Neonikotinoide Thiamethoxam und Clothianidin binden selektiv an nicotinerge Acetylcholinreceptoren (nAChRs). Sie induzieren eine Dopaminfreisetzung in bestimmten Gehirnregionen wie dem Striatum 5 und verursachen eine Veränderung des Verhaltens bei Ratten. 6
Die Ergebnisse an Kulturen von Gehirnzellen aus dem Cerebellum von neonatalen Ratten lassen einen exzitatorischen Effekt der Neonikotinoide Acetamiprid und Imidacloprid erkennen. Unter dem Blickwinkel, dass die nAChRs für die gesunde Entwicklung des Gehirns wesentlich sind 7, schließen die Autoren: „Therefore, the neonicotinoids may adversely affect human health, especially the developing brain.“. 8
Neonicotinoide können auch bei anderen Tieren und beim Menschen DNA-Schäden, Apoptose, Proteinoxidation und Lipidperoxidation verursachen. Sie verändern die mitochondriale Ca2+-Homöostase, hemmen die mitochondriale Atmung und induzieren die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS). Einige Stoffe, wie Vitamin C, GSH und Resveratrol, können in gewissem Maße gegen Neonicotinoid-induzierte systemische Toxizität schützen, indem sie Signalwege des reaktiven Sauerstoffs, die Apoptose und die Lipidperoxidation hemmen. 3
Chlorpyrifos: Chlorpyrifos ist ein Acetylcholinesteraseinhibitor, der in bereits geringen Dosen die Entwicklung des kindlichen Gehirns im Mutterleib nachteilig beeinflusst. In einer Untersuchung wurde festgestellt, dass Kinder, deren Nabelschnurblut das Insektizid enthielt, im Altern von 7 Jahren einen Intelligenzmangel aufwiesen, der um so größer ausfiel, je höher die Konzentration im Nabelschnurblut gewesen war. 9
Verweise
Referenzen
- Science. 2012 Apr 20;336(6079):351-2[↩]
- Kimura-Kuroda J et al. PLoS One. 2012;7(2):e32432. Epub 2012 Feb 29[↩]
- Arch Toxicol. 2022 Jun;96(6):1493-1520. DOI: 10.1007/s00204-022-03267-5[↩][↩]
- Neurotoxicol Teratol. 2022 Jul-Aug;92:107106. DOI: 10.1016/j.ntt.2022.107106[↩]
- Toxicol Lett 2012;192: 294–297[↩]
- Ecotoxicol Environ Saf 2010;73: 101–107[↩]
- Neuron 1996;16: 1077–1085[↩]
- PLoS One. 2012;7(2):e32432. Epub 2012 Feb 29[↩]
- Environ Health Perspect. 2011 Aug;119(8):1196-201. doi: 10.1289/ehp.1003160.[↩]