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Das Wichtigste verständlich
Mikrolithiasis bedeutet Vorliegen kleinster Konkremente in der Gallenblase oder den Gallenwegen. Sie stellt ein hohes Risiko für Gallenkoliken und wiederkehrende Bauchspeicheldrüsenentzündungen dar.
Sludge (Gallenschlamm) und Mikrolithiasis wird häufig synonym gebraucht. Eine neuere Definition hält Sludge und Mikrolithen auseinander. Bei Sludge handelt sich demnach um echoreiches Material ohne Schallschatten im Ultraschallbild, bei einer Mikrolithiasis um kleinste echoreiche Konkremente von ≤ 5 mm mit Schallschatten. Sludge wie auch Mikrolithen bedeuten ein gleichermaßen erhöhtes Risiko für Koliken und für eine Bauchspeichelentzündung (biliäre Pankreatitis). (1)Gut. 2023 Oct;72(10):1919-1926. doi: 10.1136/gutjnl-2022-327955 Mikrolithen (kleinste Steinchen in der Galle) sind schwer nachzuweisen. Sie werden am sensibelsten durch eine Endosonographie nachgewiesen. Eine Untersuchung einer Galleprobe unter dem Mikroskop weist sie definitiv nach. (2)Hepatobiliary Pancreat Dis Int. 2010 Jun;9(3):248-53 Mikrolithen können zu kurzen kolikartigen Schmerzen im rechten Oberbauch führen und eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) auslösen, deren Ursache auf den ersten Blick oft nicht erkennbar ist („idiopathische“ Pankreatitis). Eine Reihe dieser Pankreatitiden sind im Nachhinein als biliär bedingt anzusehen. Die Behandlung besteht zunächst in einer Auflösung der Mikrolithen durch spezielle Gallensäuren (wie Urso) sowie einer Verbesserung des Galleabflusses in den Zwölffingerdarm (durch ERC mit Papillotomie). Eine Gallenblasenentfernung kann indiziert sein. |
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Häufigkeit
Laut einer Literaturrecherche werden Mikrokristalle sind bei fast allen Patienten mit Gallensteinerkrankungen gefunden, bei einer idiopathischen Pankreatitis in 7 – 79 %, bei ungeklärten Gallenschmerzen in 83 % und bei Dyskinesien der Gallen- und Pankreassphinkterfunktion in 25 – 60 %. (3)Hepatobiliary Pancreat Dis Int. 2010 Jun;9(3):248-53
Entstehung
Eine Mikrolithiasis entsteht auf dem Boden einer Übersättigung der Galle mit Cholesterin. Während bei Gallensteinen eine vermehrte Cholesterinausscheidung die Ursache ist, wird eine Mikrolithiasis eher durch einen Phospholipidmangel verursacht (4)Gut. 2001 May;48(5):702-6. DOI: 10.1136/gut.48.5.702. Dazu siehe hier.
Symptome und Diagnostik
Ausgang einer Diagnostik: Symptome wiederholter rechtsseitiger, mehr oder weniger heftiger Oberbauchbeschwerden bis Koliken, oft verbunden mit Übelkeit und Erbrechen und dem im Sonographiebild negativen Steinbefund in Gallenblase und Gallengang sind auf eine Mikrolithiasis verdächtig. Auch wiederkehrende Bauchspeicheldrüsenentzündungen ohne erkennbare Ursache können Anlass sein, an eine Mikrolithiasis zu denken und eine entsprechende Diagnostik einzuleiten.
Sonographie: Konkremente mit Größen unter 3 Millimetern lassen sich durch die Abdominalsonographie und die MRCP nicht zuverlässig nachweisen. Eine „harmonic ultrasonography“ hat eine höhere Erkennungsrate als der normale transabdominelle Ultraschall (5)Ultrasonography. 2014 Oct;33(4):275-82. doi: 10.14366/usg.14024.. Die Endosonographie ist weitaus empfindlich und gilt als sicherste Nachweismethode (6)Rev Assoc Med Bras (1992). 2010 Jan-Feb;56(1):27-31..
Mikroskopische Untersuchung: Goldstandard ist allerdings die Untersuchung einer (bei einer ERC gewonnenen) Gallenprobe unter dem Mikroskop.
Differenzialdiagnose SOD: Eine Sphincter-Oddi-Dysfunktion ist die schwierigste Differenzialdiagnose, deretwegen gelegentlich die mikroskopische Untersuchung der Galle erforderlich ist. Sie kann zugleich mit einer Mikrolithiasis vorliegen und zu besonders häufigen Oberbauchschmerzen führen.
Bedeutung
Mikrolithen des gemeinsamen Gallengangs (CBDM) mit einem Durchmesser von ≤ 3 mm können die Papille zum Duodenum spontan passieren, ohne Symptome zu verursachen. Sie können in einigen Fällen eine Gallenkolik auslösen und zu Komplikationen wie einer Cholangitis oder biliären Pankreatitis führen; bei 70 – 80 % der idiopathischen Pankreatitiden werden Mikrolithen in der Gallenprobe gefunden (7)Gastrointest Endosc. 2002 Feb;55(2):157-62 (8)Dig Dis Sci. 2023 Nov;68(11):4252-4258. Typisch für sie ist eine Kolik zu Beginn, die in einen Dauerschmerz quer über den Oberbauch mündet. Meist ist die „biliäre Pankreatitis“ nur von kurzer Dauer. Die Lipasewerte können sehr hoch ansteigen und dann rasch (z. B. innerhalb von 2 – 3 Tagen) wieder abfallen.
Bei „biliären Beschwerden“ mit rezidivierenden, sonst ungeklärten Episoden von Übelkeit, Erbrechen und Oberbauchschmerzen finden sich Mikrolithen in über 80 %, beim Gallensteinleiden in über 95 %. (9)J Gastroenterol Hepatol 2004; 19: 1206-12011
Der natürliche klinische Verlauf einer Mikrolithiasis ist einer Untersuchung zufolge nicht so günstig wie bisher angenommen. Die relative Zahl der Komplikationen während eines definierten Beobachtungszeitraums lag bei 3,7 % in der ERCP-Gruppe vs. 23,6 % in der Beobachtungsgruppe. Es wird empfohlen, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Gallengänge (per ERCP und Papillotomie) zu reinigen. (10)Dig Dis Sci. 2023 Nov;68(11):4252-4258
Mikrolithiasis und Postcholecystektomiesyndrom
Wenn nach einer Gallenblasenentfernung wegen Gallensteinen weiterhin Oberbauchschmerzen vom biliären Typ auftreten, sind verschiedene Differenzialdiagnosen zu bedenken (siehe hier). In einer Untersuchung wurden bei 10 % solcher Patienten Mikrolithen diagnostiziert. Sie sprachen auf die therapeutische Gabe von Urso an. (11)Gastrointest Endosc. 2008 Jul;68(1):69-74
Therapie
- Die ERC mit Papillotomie ist eine endoskopische Methode der Erweiterung der Papille am Übergang vom Gallengang zum Zwölffingerdarm. Sie ermöglicht einen problemlosen Durchtritt von weiteren Mikrokonkrementen durch die Papilla Vateri. Wenn anschließend keine Koliken oder sonstigen biliären Beschwerden auftreten, so ist eine Mikrolithiasis damit als wahrscheinliche Ursache anzusehen.
- UDCA (Ursodesoxycholsäure) kann die Lithogenität der Galle und damit das Risiko einer Kolik oder einer biliären Pankreatitis senken. Sie wird gelegentlich als Überbrückungsmaßnahme oder für eine definierte Zeit (z. B. 2 – 3 Monate) vorbeugend eingesetzt.
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Verweise
Patienteninfos
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Literatur