H2-Atemtest

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Der H2-Atemtest ist eine einfach durchzuführende und für viele Fragestellungen sehr aussagekräftige Methode zur Untersuchung des Magendarmkanals. Zu den Hauptindikationen gehören eine Fehlbesiedlung des Darms mit Bakterien und eine Laktoseintoleranz.


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Untersuchungsprinzip

Der H2-Atemtest beruht darauf, dass Zucker bei ihrer Verdauung durch Bakterien Wasserstoff freisetzen, der von der Mukosa der Darmwand resorbiert, über das Blut zu den Lungen transportiert und dort abgeatmet wird. Wasserstoff (H2) in der Atemluft kann einfach gemessen werden.

Normalerweise werden Zweifach- und Mehrfachzucker im Dünndarm nicht oder kaum resorbiert, Einfachzucker dagegen praktisch vollständig. Wird nun beispielsweise eine wässrige Lösung eines Zweifachzucker getrunken, der im Dünndarm vollständig zu Einfachzuckern verdaut und resorbiert wird, so gelangt praktisch nichts von ihm in den Dickdarm. Die dort befindlichen Darmbakterien bekommen ihn nicht zur Zersetzung zugeleitet. Die H2-Konzentration in der Atemluft steigt nicht an.

Wird der Zweifachzucker dagegen von den eigenen Enzymen (Disaccharidasen) des Verdauungsapparats nicht oder nur unzureichend im Dünndarm gespalten und resorbiert, so gelangt er in beträchtlichen Mengen in den Dickdarm, wo er nun durch bakterielle Enzyme verdaut wird. Dies führt zur Entstehung von H2, das nun resorbiert wird, über das Blut in die Lungen und dort in die Atemluft gelangt und dort gemessen werden kann. Es kommt zu einem deutlichen Anstieg der H2-Konzentration.

Non-Responder

Der Test kann in wenigen Fällen falsch negativ ausfallen, wenn die individuelle Darmflora kein H2 produziert oder das entstehende H2 gleich weiterverstoffwechselt wird.

Laktulose-H2-Atemtest

Ein vom eigenen Darmkanal nicht spaltbares Disaccharid ist Laktulose. Wird es als Lösung auf nüchternen Magen getrunken, gelangt es nach etwa 90 Minuten durch den Magen und Dünndarm durch die Zökalklappe in den Dickdarm, der im Gegensatz zum keimarmen Dünndarm viel Darmflora besitzt. Dort wird bei der bakteriellen Verdauung der ankommenden Laktulose sofort H2 freigesetzt und ausgeatmet. Der Zeitabstand vom Mund bis zur Passage der Zökalklappe kann dadurch gemessen werden; es ist die orozökale Transitzeit. Sie beträgt normalerweise über 90 Minuten. Liegt sie unter 75 Minuten, besteht der Verdacht auf eine bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms; selten liegt eine vermehrte Darmperistaltik zugrunde.

Laktose-H2-Atemtest

Nach einem Probetrunk von Laktose (Zweifachzucker aus Glukose und Galaktose) entsteht wegen völliger Resorption keine Erhöhung von H2 in der Atemluft. Besteht jedoch eine Laktosemalabsorption, so erscheint ein beträchtlicher Teil des Probetrunks im Dickdarm und es entsteht H2; seine Konzentration in der Atemluft steigt an. Der Test weist damit eine Laktose-Malabsorption nach. Er ist auch bei einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms frühzeitig positiv. Wenn der Laktulose-H2-Atemtest, der in diesem Fall folgen sollte, ebenfalls vorzeitig positiv ausfällt, wäre die Interpretation einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms als die richtige anzusehen, andernfalls handelt es sich wahrscheinlich um Laktoseintoleranz. Während des Tests können die Blutzuckerwerte gemessen werden; bei einer Laktoseintoleranz, die durch mangelhafte Spaltung des Zweifachzuckers bedingt ist, steigt der Blutzucker nicht an.

Fruktose-H2-Atemtest

Nach einem Probetrunk mit Fruktose besagt ein Anstieg der H2-Konzentration in der Atemluft (in ähnlicher Weise wie beim Laktose-H2-Atemtest), dass eine unzureichende Resorption dieses Zuckers vorliegt. Der Test weist damit eine Fruktose-Malabsorption nach. Er ist auch bei einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms frühzeitig positiv. Wenn der Laktulose-H2-Atemtest ebenfalls vorzeitig positiv ausfällt, wäre die Interpretation einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms als die richtige anzusehen, andernfalls handelt es sich wahrscheinlich um eine Fruktose-Malabsorption als Ursache einer Fruktoseintoleranz.

Glukose-H2-Atemtest

Da Glukose in jedem Fall rasch von der Dünndarmmukosa resorbiert wird, besagt ein H2-Anstieg in der Atemluft, dass eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms vorliegt, oder (eher selten als Differenzialdiagnose zu erwägen) eine erheblich beschleunigte Passage (z. B. bei einer Durchfallkrankheit oder bei einem Kurzdarmsyndrom) vorliegt. Wenn der Laktulose-H2-Atemtest ebenfalls vorzeitig, d.h. deutlich vor 75 Minuten, positiv ausfällt, ist die Interpretation einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms wahrscheinlich.

Vorbereitung

Vorbedingung für einen aussagekräftigen H2-Atemtest sind:

  • Nüchternheit,
  • in den letzten 1-2 Tagen keine Hülsenfrüchte, keine Laktulose-haltigen Abführmittel,
  • keine Antibiotika in letzter Zeit,
  • Gute Zahn- und Mundpflege (Verfälschung durch H2-Produktion durch Mundbakterien),
  • nicht Rauchen

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).