Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste verständlich
Kurzgefasst |
Die Stauungsleber ist eine Leber, die durch akute oder chronische Blutstauung geschädigt ist.
Ursache der Blutstauung ist eine Abflussstörung des Lebervenenbluts. Sie ist in der Regel bedingt durch eine unzureichende Funktion des rechten Herzens (Insuffizienz der rechten Herzkammer), die wiederum meist durch eine Lungenkrankheit mit Widerstandserhöhung im Lungenkreislauf hervorgerufen wird. Formen: Es werden eine akute und eine chronische Stauungsleber unterschieden:
Folgen einer akuten Stauungsleber sind ein mehr oder weniger dramatischer Abfall der Leistungen,
Der Funktionsverlust der Leber kann unterschiedlich stark ausfallen, rasch oder allmählich zunehmen und lebensbedrohlich werden. Die Behandlung der Stauungsleber zielt auf die Behebung der Ursache (siehe hier). |
Entstehung
Stauungsleber (engl.: congestive hepatopathy) beschreibt einen Leberschaden durch eine akute oder chronische Blutstauung bei einer Schwäche des rechten Herzens.
Ursachen einer Stauungsleber können eine akute oder chronische Widerstandserhöhung im kleinen Kreislauf, eine Herzerkrankung oder eine chronische Herzbeutelentzündung (Perikarditis) im Sinne einer Pericarditis constrictiva sein.
Der mangelhafte Abstrom des Bluts wirkt sich auf Struktur und Funktion der Leber aus. Durch Rückstau des Bluts kommt es zu einer Aufweitung der Lebervenen, der Zentralvenen der Leberläppchen und der Sinusoide. Wegen des verlangsamten Abflusses zu einer erhöhten Sauerstoffausnutzung des Bluts.
Durch den während der Läppchenpassage zunehmenden Sauerstoffmangel wird besonders der venöse Schenkel der Lebersinusoide geschädigt. Histologisch lässt sich daher eine Störung vor allem der läppchenzentralen Leberarchitektur mit Aufweitung der Sinusoide, Leberzellverfettungen und Leberzellnekrosen erkennen.
Eine Störung der Leberfunktion lässt sich frühzeitig an Abnahme der Stoffwechselprozesse erkennen, die gerade dort ablaufen, der Glutaminsynthese und der cytochromabhängigen Entgiftungsmechanismen. Die Entgiftung von Medikamenten (z. B. von Antiarrhythmika, Antikoagulanzien) kann herabgesetzt sein.
Die Blutstauung führt zu einer Vergrößerung und dunkel-lividen Verfärbung mit Blutstauungsstraßen (Muskatnussleber). Die Abflussstörung setzt sich in das Einzugsgebiet der Pfortader fort und führt zu einem Pfortaderhochdruck (portale Hypertension). Bei einer länger bestehenden Stauung kommt es zu einer zunehmenden Vernarbung (Leberfibrose). Endzustand ist eine Leberzirrhose (Cirrhose cardiaque). (1)Hepatology. 2018 Oct;68(4):1633-1641. doi: 10.1002/hep.30048. Epub 2018 Sep 22. PMID: 29672883; … Continue reading
→ Zur Leberarchitektur siehe hier.
Verlauf
Akute Stauungsleber
Die akute Stauungsleber ist ein dramatisches Ereignis, das im Rahmen beispielsweise einer großen Lungenembolie, aber auch bei akutem Lebervenenverschluss (Budd-Chiari-Syndrom) eintreten kann. Es kommt zu einer raschen Schwellung der Leber mit akut auftretendem Leberkapselspannungsschmerz. Die Leber ist spontan und besonders auf Palpation schmerzhaft.
Ultraschalluntersuchung der Leber: Bei der Lebersonographie ist die Leber vergrößert, in ihrer Echostruktur vermindert, weich und verformbar; sie hat eine glatte Oberfläche und einen abgerundeten Rand. Es kann eine akute portale Hypertension mit Erweiterung der Pfortader und langsamem oder retrograden Fluss nachgewiesen werden (siehe Duplexsonographie der Leber).
Laborchemisch fällt ein extrem rascher und starker Anstieg der Transaminasen auf. Die Werte erreichen eine Höhe wie bei einer akuten Hepatitis (Differenzialdiagnose!). Die GOT (ASAT) ist (anders als bei einer Hepatitis) höher als die GPT (ALAT).
Chronische Stauungsleber
Bei lange bestehender Rechtsherzinsuffizienz kommt es zur chronischen Stauungsleber mit Fibrosierung und schließlich zur Entwicklung einer Leberzirrhose (Cirrhose cardiaque).
Durch den gestörten Abfluss des Portalbluts im Rahmen der Rechtsherzinsuffizienz kann es zu einer portalen Hypertension kommen, die durch die Entwicklung einer Leberzirrhose verfestigt und verstärkt werden kann.
Klinik
Bei akuter Stauung Oberbauchschmerz durch Kapselspannung der Leber (“Leberkapselspannungsschmerz“), bei chronischer Stauung unspezifische abdominelle Beschwerden und ggf. Symptome einer Leberzirrhose. (Differentialdiagnosen: siehe Bauchschmerzen)
Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz: gestaute Halsvenen, tastbare druckempfindliche Leber, Ödeme, Zyanose.
Diagnostik
Sonographie
Sonographisch findet man ein in der Regel vergrößertes Organ mit erweiterten Lebervenen bei prall gefüllter V. cava. Die akute Stauungsleber ist echöärmer als normal und hat einen abgerundeten Rand sowie eine glatte Oberfläche. Die chronische Stauungsleber dagegen weist eine verdichtete Echostruktur auf. Bei einer Leberzirrhose auf dem Boden einer chronischen Stauungsleber ist die Leberoberfläche nicht mehr glatt sondern feinhöckrig. Die Duplexsonographie ermöglicht den Nachweis eines verlangsamten oder gar retrograden Blutflusses. (2)Radiographics. 2016 Jul-Aug;36(4):1024-37. doi: 10.1148/rg.2016150207.
→ Mehr zur Sonographie der Leber.
Radiologische Methoden
Sie ermöglichen eine genauere Diagnostik; die Magnetresonanztomographie beispielsweise vermag gleichzeitig den Grad der Fibrosierung (Vernarbung der Leber) abzuschätzen. (Radiographics. 2016 Jul-Aug;36(4):1024-37. doi: 10.1148/rg.2016150207. Epub 2016 Jun 10. PMID: 27284758.))
Labor
Typisch ist eine Transaminasenerhöhung (GOT höher als GPT); bei der akuten Leberstauung können die Transaminasen so stark wie bei einer akuten Hepatitis ansteigen.
→ Zu Leberwerten
→ Zu Transaminasen
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Ursache und den Folgen.
Medikamentös
Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung (kongestive Herzerkrankung, Lungenerkrankung mit Erhöhung des Perfusionswiderstandes), bei akuter großer Lungenembolie gegebenenfalls Lysetherapie. Der Medikamentenstoffwechsel kann bei Vorliegen einer Stauungsleber gestört sein (s. o.)!
Operativ
Eine operative Therapie kommt nur in seltenen Fällen bei geeigneter Grunderkrankung des Herzens oder der Lunge in Frage (beispielsweise Herzklappenoperation, Verschluss eines Shuntvitiums, Perikardektomie, Embolektomie aus der Arteria pulmonalis, Herz- oder Lungentransplantation).
Sonstiges
Beim Budd-Chiari-Syndrom ggf. Einlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS). Vermeidung leberschädigender Medikamente; Zurückhaltung mit Medikamenten, die in der Leber metabolisiert werden (wegen Abnahme der läppchenzentralen Entgiftungskapazität).
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Verweise
Literatur