Monozytose bedeutet Vermehrung der Zahl der Monozyten von über 10 % der Leukozyten im Differenzialblutbild. Sie zeigt eine Entzündungsbereitschaft an.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Funktionen der Monozyten
Entzündungen
Monozyten entstammen Vorläuferzellen aus Knochenmark und Milz. Wenn sie ins Blut gelangen, finden sie ihren Weg in Entzündungsherde. Dort können sie sich in Fresszellen (Makrophagen) und dendritische Zellen differenzieren und zur Heilung, aber auch zur Entzündungsverstärkung beitragen. Sie produzieren entzündungsfördernde Stoffe (Zytokine) und verleiben sich Material von zerstörten Zellen und Gewebsbestandteilen ein (Phagozytose). Gleichzeitig vermitteln sie eine Immunreaktion des Körpers durch Mitteilung an die verantwortlichen B-Lymphozyten. Sie präsentieren ihnen die molekularen Strukturen der aufgenommenen und zerlegten Viren, Bakterien und sonstigen Stoffe, damit diese sie zu Herstellung von spezifischen Antikörpern ablesen können. Sie veranlassen auch T-Lymphozyten, aktiv zu werden, und produzieren heilungsfördernde Zytokine (spezielle Botenstoffe).
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Arteriosklerose
Monozyten spielen eine besondere Rolle bei der Entstehung der Arteriosklerose. Sie wandern in arteriosklerotische Plaques der Gefäßwände ein und fördern dort eine Entzündung. Diese führt zu einer Plaqueinstabilität, sodass die Herde in das Gefäßlumen hinein aufbrechen können und Ursache für lokale Blutgerinnsel darstellen. Diese bewirken kritische Komplikationen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall. (1)Immunol Rev. 2014 Nov;262(1):167-78. DOI: 10.1111/imr.12219. PMID: 25319334; PMCID: PMC4203415.
→ Zu Monozyten siehe hier.
Ursachen einer Monozytose
Eine Vermehrung der Monozytenzahl im Blut (Monozytose) tritt bei verschiedenen, insbesondere viralen Infektionen auf. Sie ist besonders ausgeprägt bei einer infektiösen Mononukleose, die zusammen mit starken Lymphknotenschwellungen und hohem Fieber als Pfeiffersches Drüsenfieber bekannt ist.
Bei einigen neoplastischen Erkrankungen findet man ebenfalls eine Monozytose. Zu ihnen gehören vor allem lymphoproliferative Erkrankungen bzw. Non-Hodgkin-Lymphomen.
Prognoseparameter
Monozyten sind frühzeitig in die Entwicklung von Abwehr- und Entzündungsprozessen eingebunden. Sie eignen sich daher zur frühen Erkennung sich anbahnender Verschlechterungen verschiedener Erkrankungen.
Herzkreislaufkrankheiten
Laut einer koreanischen Studie ist eine höhere Monozytenzahl bei normaler Anzahl von Leukozyten im Blut mit einer schlechteren Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung über 10 Jahre verbunden. (2)Medicine (Baltimore). 2019 Apr;98(17):e15340. doi: 10.1097/MD.0000000000015340 In einer 7-jährigen Follow-up-Studie erwies sie sich als ein Prädiktor für die Bildung neuer Plaques. (3)Stroke. 2005 Apr;36(4):715-9
NHL
Der beste Cut-off lag bei bisher nicht therapierten Patienten in einer Studie bezüglich dem 5-Jahresüberleben bei 630/mm3.
Die Höhe der Monozytose ergänzt den IPI (internationaler prognostischer Index) für das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom. (4)Haematologica. 2014 Jan;99(1):125-30. (5)Rev Med Chil. 2019 Dec;147(12):1553-1560 Sie kann zur Verlaufskontrolle dienen, auch für das primäre diffuse großzellige Magen-B-Zell-Lymphom. (6)Folia Med (Plovdiv). 2020 Dec 31;62(4):785-801. DOI: 10.3897/folmed.62.e51402
Magenkrebs
In einer Untersuchung an Patienten mit einem Magenkarzinom, die “kurativ” operiert wurden, ergab sich ein Zusammenhang zwischen peripheren Monozyten und der Prognose. Eine erhöhte präoperative Monozytenzahl (nicht dagegen perioperative Neutrophile und C-reaktives Protein (CRP)) war eindeutig assoziiert mit einem schlechteren Ausgang; sie zeigte offenbar an, dass der Krebs ausgedehnter war, als er diagnostiziert wurde. (7)Cancer Immunol Immunother. 2019 Aug;68(8):1341-1350 Auch eine andere Untersuchung weist auf den prognostischen Wert von Monozyten beim Magenkarzinom hin. (8)BMC Gastroenterol. 2018 Oct 11;18(1):148. DOI: 10.1186/s12876-018-0877-9
Multiple Sklerose (MS)
In einer japanischen Untersuchung korrelierte die Zahl der Blutmonozyten, nicht dagegen die anderer Blutzellen, in der frühen Phase der MS eng mit dem klinischen Schweregrad. (9)J Neuroimmunol. 2018 Jun 15;319:37-40
Schizophrenie
Eine chinesische retrospektive Studie ergibt eine signifikante Assoziation des Monozyten-zu-Lymphozyten-Verhältnisses (bei niedrigerer Lymphozytezahl) bei 549 Patienten mit Schizophrenie versus 930 gesunden Kontrollpersonen. Die Autoren bemerken, dass die Studie die Entzündungshypothese der Schizophrenie stützt. (10)Australas Psychiatry. 2022 Feb;30(1):95-99
Morbus Crohn
Die mittlere Monozytenzahl (gemessen vor einem Rückfall) betrug in einer Studie an 95 konsekutiven Patienten mit Morbus Crohn bei denen, die später einen Relaps erlitten, im Mittel bei 563 im Vergleich zu 405 bei Patienten, die in Remission blieben. Ein bleibender Anstieg der Monozytenzahl sagte damit einen Relaps voraus. (11)Rev Esp Enferm Dig. 2022 Jan;114(1):10-15
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Verweise
Literatur