Die Herzkatheteruntersuchung – Entwicklung und Indikationen

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Die Herzkatheteruntersuchung ist eine minimal invasive Methode, die in der Kardiologie zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken angewendet wird und inzwischen vielfach Operationsverfahren ersetzen kann. So werden Herzkathetertechniken verwendet, um

  • Herzkranzgefäße zu untersuchen und zu behandeln (Koronarangiographie),
  • Druckmessungen im Herzen und den angrenzenden Blutgefäßen (z. B. Pulmonalarterie) durchzuführen,
  • operative Verfahren zum Klappenersatz und zum Verschluss von Foramina (Herzlöchern) durchzuführen und
  • Herzrhythmusstörungen zu behandeln.

Koronarangiographie
Das Herz


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Entwicklung

Die Entwicklung zu den heutigen Techniken wurde von Werner Forssmann 1929 durch einen Eigenversuch in Gang gebracht, bei dem er sich selbst über eine Armvene einen Urethralkatheter ins rechte Herz schob, was er durch Röntgenaufnahmen dokumentierte. Er wies auch nach, dass man zur Verbesserung der Diagnostik komplikationslos Kontrastmittel verwenden kann. Die Rechtsherzkatheterisierung war möglicherweise nicht die erste Herzuntersuchung dieser Art in der Geschichte der Medizin, sie war jedoch – nach einer Zeit, in der die Arbeiten in Vergessenheit geraten waren – der Anlass für Cournand und Richards für eine wissenschaftliche Ausarbeitung zu einer diagnostisch wertvollen Methode. Ein wesentlicher Fortschritt erfolgte durch Entwicklung eines mit einem füllbaren Ballon an der Spitze ausgestatteten Katheters durch Swan und Ganz (Swan-Ganz-Katheter, Einschwemmkatheter), mit dem man eine kontinuierliche Druckmessung im rechten Herzen und im Lungenkreislauf vornehmen kann, und der durch Messung eines Verschlussdrucks im Lungenkreislauf auch indirekte Hinweise auf die Druckverhältnisse im linken Vorhof erhält. (1)StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan–. PMID: 32491336. … Continue reading (2)Urol Int. 2016;96(4):379-85. doi: 10.1159/000444648. Epub 2016 Mar 22. PMID: 27007661. (3)J Clin Med. 2019 Aug 28;8(9):1331. DOI: 10.3390/jcm8091331. PMID: 31466390; PMCID: PMC6780851. Sie bildeten die Grundlage der von Andreas Gruentzig vorwärts gebrachten interventionellen katheterbasierten Kardiologie. (4)Can J Cardiol. 2005 Oct;21(12):1011-4. PMID: 16234881. Sie umfasst neben der Rechtsherzkatheterisierung für Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen und Erkrankungen im kleinen Kreislauf (5)StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan–. PMID: 32491336. … Continue reading auch die Linksherzkatheterisierung. (6)StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan–. PMID: 33231993. … Continue reading Ihre Hauptanwendungen sind Klappenfehler und die koronare Herzkrankheit mit Interventionen an den Koronararterien.

Indikationen

Diagnostische Indikationen: Druckmessung in den Herzkammern und den zu- und abführenden großen Blutgefäßen, Diagnostik angeborener Herzvitien und von Herzklappenvitien, Koronarangiographie (Darstellung der Herzkranzgefäße vor interventionellem Eingriff und vor Herzoperationen, intrakardiales Mapping bei Herzrhythmusstörungen, Entnahme einer Herzmuskelbiopsie.

Therapeutische Indikationen: Katheterablation bei Herzrhythmusstörungen, koronare Revaskularisation und Stent-Implantation, Verschluss von Septumdefekten, Ersatz von Herzklappen.

Untersuchungsablauf

Linksherzkatheter-Untersuchung: Sie wird durchgeführt um Herzkranzgefäße (Koronararterien) zu beurteilen und ggf. in gleichem Untersuchungsgang Engstellen (Stenosen) zu erweitern und mit einem Stent abzusichern. Der Katheter wird in eine Arterie der Leiste oder der Armbeuge bzw. am Handgelenk eingeführt. Es wird eine “Schleuse” eingebracht, über die die verschiedenen Katheter rasch und einfach gewechselt werden können. Unter Röntgensicht wird mit der Katheterspitze der Eingang zu den Koronararterien (oberhalb der Aortenklappe) aufgesucht und intubiert. Über eine Kontrastmittelinjektion (Achtung: Kontrastmittelallergie und Schilddrüsenüberfunktion) werden die Herzkranzgefäße (Koronarangiographie) und bei entsprechender Fragestellung auch die Herzkammern (Ventrikulographie) dargestellt. Auch können über die Schleuse kleine Zangen vorgeführt werden, mit denen aus der Herzmuskulatur Gewebeproben entnommen werden, beispielsweise zur Diagnostik einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis). Dauer der Untersuchung meist unter 1/2 Stunde, bei komplizierter Untersuchung und bei therapeutischer Intervention, wie einer Ballondilatation (PTCA) und Stenteinlage u. U. deutlich länger. Anschließend Druckverband und Überwachung. Komplikationsrate je nach Eingriff von unter 1% bis 4%. Bei einem kathetergestützten Mitralklappenersatz liegt sie um 3,5% (7)Curr Cardiol Rep. 2021 Aug 13;23(9):131. DOI: 10.1007/s11886-021-01553-9 Bei Kindern mit struktureller Herzmuskelkrankheit betrugen die Gesamtkomplikationsrate, die schwere Komplikationsrate und die Mortalitätsrate in Seoul 16,2 %, 1,15 % bzw. 0,19 %. (8)Korean Circ J. 2016 Mar;46(2):246-55. doi: 10.4070/kcj.2016.46.2.246

Rechtsherzkatheter-Untersuchung: Sie wird vor allem zur Diagnostik einer Herzbelastung bei Hochdruck im Lungenkreislauf (pulmonale Hypertonie), von Löchern in der Scheidewand zwischen rechtem und linkem Herzteil (Vorhof– und Ventrikelseptumdefekt) und von Herzrhythmusstörungen bei aberranter Erregungsleitung vom Vorhof zur Kammer durchgeführt (elektrophysiologische Untersuchung, EPU). Auch die Pulmonalvenenisolation zur Behandlung einer neu aufgetretenen absoluten Arrhythmie wird über eine venöse Kathetertechnik durchgeführt. Hierbei wird die Schleuse in eine große Vene in der Leiste oder am Arm eingeführt. Bei einer EPU oder Pulmonalvenenisolation kann die Untersuchungszeit deutlich über einer Stunde dauern.


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Verweise

Literatur[+]