Carvedilol

Carvedilol ist ein Betablocker der dritten Generation, der zur Behandlung verschiedener Herzerkrankungen und des Bluthochdrucks eingesetzt wird, häufig kombiniert mit ACE-Hemmern und Diuretika. Es gehört mit Nebivolol zu den neueren Betablockern mit gefäßerweiternden Eigenschaften und zu den Betablockern mit den günstigsten Effekten bezüglich Morbidität und Mortalität bei Herzerkrankungen und besonders nach einem Herzinfarkt. (1)Open Heart. 2015 Mar 21;2(1):e000230. doi: 10.1136/openhrt-2014-000230 Es senkt die Mortalität bei chronischer Herzinsuffizienz stärker als Metoprolol. (2)Vasc Health Risk Manag. 2007;3(1):31-7. PMID: 17583173; PMCID: PMC1994038.


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Wirkmechanismus

Carvedilol gehört mit Propranolol zu den nicht-selektiven Betarezeptorenblockern. Es hemmt β1/β2-Rezeptoren kompetitiv. Eine eigene sympathomimetische Wirksamkeit (Sympathicusanregung) besteht nicht.

Pharmakokinetik

Rasche Resorption, Bioverfügbarkeit etwa 25%, maximaler Plasmaspiegel etwa 1 Stunde nach Einnahme, Plasmahalbwertszeit etwa 8 Stunden; Ausscheidung überwiegend biliär (durch die Leber über die Galle).

Wirkungen

Die Wirkungen von Carvedilol betreffen eine

  • Senkung der Herzfrequenz,
  • Erweiterung peripherer Blutgefäße
    • im arteriellen Gefäßbereich: Verminderung der RAAS-Aktivierung, Senkung des Blutdrucks und der Herzbelastung bei Herzinsuffizienz,
    • im Pfortaderstromgebiet: Senkung des erhöhten portalvenösen Drucks (Pfortaderhochdruck) und des Risikos einer Ösophagusvarizenblutung bei Leberzirrhose möglicherweise effektiver als Propranolol, (3)Gut. 2013 Nov;62(11):1634-41 (4)Ann Gastroenterol. 2014;27(1):20-26 (5)Ann Gastroenterol. 2014;27(1):20-26. PMCID: PMC3959530
  • eine Verminderung der Verwendung freier Fettsäuren aus dem Blut bei gleichbleibender Verwendung von Glukose bei gleichzeitiger Verbesserung der Energieeffizienz der Herzmuskelzellen (6)Circulation. 2001 May 22;103(20):2441-6, wobei eine Unterdrückung der Fettsäureoxidation wohl eine Rolle spielt [5]. (7)Can J Physiol Pharmacol. 2012 Aug;90(8):1087-93

Zudem sind weitere Effekte von Carvedilol entdeckt worden:

  • Antithrombotische Wirksamkeit durch Hemmung der Thrombozytenaggregation, (8)Br J Clin Pharmacol. 2014 Nov;78(5):940-9. DOI: 10.1111/bcp.12404
  • Antientzündliche und antioxidative Wirksamkeit: Carvedilol übt einen größeren Effekt bezüglich Besserung entzündlicher Läsionen im Herzmuskel bei einer Coxsackievirus-Infektion (Virusmyokarditis) aus als Metoprolol. Dies wird auf eine günstigere Beeinflussung pro- und antiinflammatorischer Zytokine zurückgeführt. (9)Gene. 2014 Sep 1;547(2):195-201. doi: 10.1016/j.gene.2014.06.003 Solch ein Effekt kommt Metoprolol nicht zu. (10)Eur J Pharmacol. 2010 Aug 25;640(1-3):112-6. DOI: 10.1016/j.ejphar.2010.04.037 (11)Gene. 2014 Sep 1;547(2):195-201. doi: 10.1016/j.gene.2014.06.003
    • Es bessert eine biventrikulären Fibrose bei experimenteller pulmonaler Hypertonie. (12)J Mol Med (Berl). 2015 Jun;93(6):663-74. DOI: 10.1007/s00109-015-1251-9
  • Antitumoröse Wirkung: Carvedilol verstärkt die Aktivität von onkolytischen Adenoviren über β-Arrestine. Es wird vermutet, dass es ihre Wirkung bezüglich einer Behandlung von Krebspatienten (z. B. bei Frauen mit Eierstockkrebs) verbessern könnte . (13)Commun Biol. 2022 Feb 3;5(1):106. DOI: 10.1038/s42003-022-03041-4

Indikationen

Positive Effekte von Carvedilol wurden in folgenden Fällen nachgewiesen: (14)Am J Cardiol. 2013 Mar 1;111(5):765-9

  • arterielle Hypertonie,
  • portale Hypertension (zur Prophylaxe von Ösophagusvarizenblutungen),
  • Virusmyokarditis und andere systolische Herzerkrankungen.

Studienergebnisse

In der COPERNICUS-Studie senkte Carvedilol bei Patienten mit schwerer Herzerkrankung die jährliche Mortalitätsrate von 19,7% auf 12,8% (um 35%). In der Carvedilol-Gruppe traten weniger Komplikationen der Herzerkrankung (wie eine Verschlechterung, plötzlicher Herztod, kardiogener Schock und ventrikuläre Tachykardie) auf als in der Placebogruppe. (15)Circulation. 2002 Oct 22;106(17):2194-9

Carvedilol ist laut der CAPRICORN-Studie der einzige Betablocker, der bei Patienten nach einem Herzinfarkt mit Linksherzinsuffizienz, die bereits ACE-Hemmer nehmen, die Mortalität (alle Ursachen) weiter senkt, und zwar von 15% auf 12%.  (16)Lancet. 2001 May 5;357(9266):1385-90

Eine Meta-Analyse von Studien ergab einen anderen Betablockern leicht überlegenen Effekt bezüglich der Mortalität aus allen Ursachen bei Patienten mit Herzinsuffizienz. (17)Am J Cardiol. 2013 Mar 1;111(5):765-9

Carvedilol-Phosphat ist ein lang wirkendes Derivat, für welches weniger Studienergebnisse vorliegen.


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Verweise

 

Autor: Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (s. Impressum)

Literatur[+]