Leberkrebs – einfach erklärt

Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom, abgekürzt HCC) im engeren Sinn ist eine bösartige Geschwulst, die sich in der Leber aus Leberzellen (Hepatozyten) entwickelt. Gelegentlich wird jedoch jede Krebsgeschwulst, die sich in der Leber ausbreitet, als Leberkrebs bezeichnet, auch wenn es sich dabei nicht um ein HCC, sondern um Streukrebs (Metastasen) eines andersartigen Tumors handelt. „Leberkrebs – einfach erklärt“ macht verständlich, wie es zu einem HCC kommt, und wie man ihn vermeiden, erkennen, aufhalten und behandeln kann.

Hepatozelluläres Karzinom (Fachinfos)

Ursachen einer Leberraumforderung

Eine bösartige Geschwulst in der Leber kann durch verschiedene Krebsarten hervorgerufen sein. Infrage kommen folgende:

Leberzellkrebs entwickelt sich am häufigsten in einer chronisch entzündeten Leber und in einer Narbenleber (Leberzirrhose). Eine chronische Hepatitis B und C und eine Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) stellen ein hohes HCC-Risiko dar.

Diagnostik

Große Raumforderung unter der Leberkuppe: histologisch ein HCC

Erstes Zeichen ist für die Betroffenen häufig eine unerklärliche Abgeschlagenheit, ein Appetitverlust und vor allem eine Gewichtsabnahme. Wenn bereits eine chronische Leberkrankheit bekannt ist, oder wenn bereits eine Gelbfärbung der Augen (Sklerenikterus) festzustellen ist, wird die Aufmerksamkeit sofort auf die Möglichkeit einer bösartigen Geschwulst der Leber gelenkt.

Diagnostische Methoden

  • Die Laborwerte helfen nur beschränkt weiter. Häufig ist die Blutsenkungsgeschwindigkeit stark erhöht und stützt den Verdacht auf ein malignes Geschehen. Der Nachweis des Tumormarkers AFP ist allerdings ein starker Hinweis auf ein HCC in der obigen Konstellation.
  • Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) ist meistens die erste bildgebende Untersuchung. Sie lässt Raumforderungen in der Leber recht gut erkennen.
    • Eine umschriebene Raumforderung ist immer verdächtig auf Fremdgewebe.
    • Sind mehrere Herde nachweisbar, so ist der Verdacht auf Metastasen gegeben.
    • Ist nur eine Raumforderung zu finden, so wäre auch ein HCC möglich.
    • Eine Ultraschalluntersuchung mithilfe von Kontrastmittel kann ein HCC relativ sicher von anderen Tumoren unterscheiden.
  • Die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) können HCC-typische Leberherde ebenfalls sehr sicher von Raumforderungen anderer Herkunft unterscheiden.

Zur Umgebungsdiagnostik und zum weitgehenden Ausschluss anderer Tumore kommen folgende zusätzlichen Untersuchungen infrage:

Eine Leberpunktion wird praktisch immer durchgeführt. Sie dient der Gewinnung einer Gewebeprobe für die mikroskopische Untersuchung (Histologie, s. o.).

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der Lokalisation und Größe des Tumors. Wenn der Tumor glatt begrenzt und nicht metastasiert ist, stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Diskussion. Es ist zu entscheiden, ob der Krebsherd durch eine nichtoperativ Technik (wie eine Thermoablation) vollständig zerstört werden kann, oder ob eine operative Therapie die sicherere Wahl darstellt. Ist dies der Fall, muss entschieden werden, ob er komplett herausgeschnitten (reseziert) werden kann, oder ob eine Lebertransplantation eine Option ist.

Da ein HCC häufig in einer Narbenleber (Leberzirrhose) entsteht, spielt es für die therapeutischen Überlegungen eine Rolle, ob die Leber durch die Resektion in ihrer Funktion nicht zu sehr beeinträchtigt wird. Es muss durch spezielle Untersuchungen geklärt werden, ob man ihr eine Verkleinerung durch eine Resektion zumuten darf.

Wenn eine Operation nicht erfolgversprechend ist

Im Fall, dass eine Operation nicht infrage kommt, muss geprüft werden, ob der Krebsherd lokal durch interventionelle Eingriffe zerstört oder wesentlich verkleinert werden kann. Dazu gibt es inzwischen verschiedene ablative Verfahren, wie TACE oder SIRT (siehe unter Hepatozelluläres Karzinom). Bei diesen Verfahren werden die Tumorherde über eine durch einen Katheter über die Blutgefäße eingebrachte Sonde mithilfe von lokaler Hitze oder Elektrokoagulation oder chemische Mittel lokal zerstört.

Medikamentöse Therapie

Wenn operative und interventionelle Verfahren nicht zur vollständigen Tumorentfernung führen, bleibt die Option einer medikamentösen Behandlung. Sie führt allerdings nicht zu einer Heilung. Substanzen, die infrage kommen, sind z. B. Sorafenib, Sunitinib, Bevacizumab und Cetuximab. Die Behandlung sollte von Zentren gesteuert und überwacht werden.

Sorafenib ist ein Hemmstoff für Zellteilungen (Multikinasehemmer) und hat sich inzwischen als effektivste Behandlungsmöglichkeit für ein nicht operables HCC herausgestellt. Lenvatinib, ebenfalls ein Multikinasehemmer, ist ihm in einer Studie nicht unterlegen (1)Signal Transduct Target Ther. 2020 Aug 11;5(1):146. DOI: 10.1038/s41392-020-00264-x.. Die in einigen Fällen entstehende Resistenz des HCC (Tumorresistenz) gegen Sorafenib kann durch gleichzeitige Gabe von Valproinsäure überwunden werden. (2)Fundam Clin Pharmacol. 2021 Aug;35(4):690-699. DOI: 10.1111/fcp.12608

Neue Entwicklungen: Eine Reihe von Neuerungen versprechen einen erheblichen Fortschritt in der Behandlung eines nicht operablen HCC. Regorafenib, Ramucirumab, Cabozantinib sind Nachfolgepräparate von Sorafenib. Sie stehen zur Behandlung im Falle eines Nichtansprechens der ersten Therapie zur Verfügung (second-line-Behandlung) (3)Signal Transduct Target Ther. 2020 Aug 11;5(1):146. doi: 10.1038/s41392-020-00264-x. „Immun-Checkpoint-Inhibitoren“ scheinen die Überlebenszeit weiter verlängern zu können. Weitere Studien und praktische Erfahrungen sind abzuwarten. (4) J Gastrointest Cancer. 2021 Dec;52(4):1217-1222. doi: 10.1007/s12029-021-00758-z. (5)Am J Transl Res. 2020 Jul 15;12(7):3212-3224.


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Verweise

Infos für Patienten

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