Antagonisten neuer oraler Gerinnungshemmer sind eine Gruppe von Gegenmittel, die zur Beherrschung von Blutungskomplikationen neuer, direkt wirkender oraler Antikoagulanzien (DOAC) dienen.
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Ursachen von Blutungen unter Antikoagulanzien
Blutungskomplikationen, bei denen der Einsatz von Antagonisten neuerer oraler Antikoagulanzien erforderlich werden kann, können durch die Wirkung der Antikoagulanzien selbst (z. B. bei Überdosierung oder besonderer persönlicher Prädisposition), durch akute Verletzungen (Traumata), als Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. Magenblutung oder Darmblutung unter ASS oder NSAR), bei operativen Eingriffen oder durch begleitende Erkrankungen (z. B. Verbrauchskoagulopathie bei Sepsis, Darmkrebs) entstehen.
Antagonisten neuer oraler Gerinnungshemmer
Bisher sind Vitamin-K-Antagonisten wie Warfarin als orale Gerinnungshemmer (Antikoagulanzien) zur Senkung eines erhöhten Thrombembolierisikos verwendet worden. Ihr Gegenmittel (Antagonist, Antidot) ist Vitamin K, welches jedoch nur langsam langsam wirkt. In akuten Blutungssituationen sind daher Transfusionen von Gerinnungsfaktoren (z. B. PPSB, ein Prothrombinkomplex-Konzentrat mit den Vitamin-K-abhängigen Faktoren II, VII, IX und X) erforderlich.
Neuere direkt wirkende orale Gerinnungshemmer (direct oral anticoagulants, DOACs, auch als novel oral anticoagulants (NOACs) bezeichnet) wie Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban wirken sich anders als Cumarine sofort und direkt auf das Gerinnungssystem aus. Sie wurden entwickelt und in die Praxis eingeführt, ohne dass spezifische Antagonisten zur Verfügung standen. Inzwischen sind eine Reihe von Substanzen entwickelt worden, die die Gerinnungshemmung aufheben. Der erste spezifische Antagonist gegen ein DOAC war Idarucizumab (Praxbind).
Die Antagonisten der neuen DOACs wirken weitgehend unspezifisch gegen Faktor IIa- und Xa-Hemmer und Heparine und werden als universale DOAC-Antagonisten bezeichnet. Laut Studienlage wirken sie rasch, dosisabhängig vollständig und ohne wesentliche Komplikationen (1)Am J Med. 2016 Nov;129(11S):S80-S88 (2)Am J Emerg Med. 2016 Sep 28. pii: S0735-6757(16)30653-2. doi: 10.1016/j.ajem.2016.09.052 (3)Int J Cardiol. 2016 Jul 1;214:292-8 .
Beispiele von DOAC-Antagonisten sind:
- Idarucizumab antagonisiert den Thrombinhemmer Dabigatran (Pradaxa®) und ist als Praxbind® bei unstillbaren Blutungen zugelassen.
- Andexanet hat ein breites Wirkungssprktrum und antagonisiert Faktor-Xa-Hemmer wie Apixaban und Rivaroxaban, Heparine inkl. niedermolekulare Heparine, nicht aber Dabigatran. Zu Andexanet siehe hier.
- Ciraparantag (PER977, Arizapine) antagonisiert universal Dabigatran, die Faktor-Xa-Hemmer und auch niedermolekulare Heparine sowie Fondaparinux (Arixtra®, ein über ATIII-Wirkung indirekter Hemmer von Faktor Xa). Die Wirkung wird erzielt durch unspezifische Bindung (über Wasserstoffbrücken) an die Gerinnungsfaktoren IIa und Xa.
Die Zulassungen von Andesxanet und Ciraparantag werden erwartet (Stand Nov. 2016).
Verweise
Literatur